»Mein teuerster Wilhelm! Gestern sind mir Deine Zeilen aus Frankfurt am Main vom 11. durch die Post zugekommen. Warum so spät, weiß ich nicht. Gottlob, daß ich Dich und den Staatskanzler (über den hier die beunruhigendsten Gerüchte gingen), glücklich in Paris angekommen weiß.

Ich kann, ich gestehe Dir, nicht die Hoffnungen derer teilen, die hier meinen, unsere Truppen könnten vor Winters wieder einziehen. Nichts geht in der Welt so schnell, als man sich's eben denkt, und dort in Frankreich scheint es mit, müsse es diesmal lang dauern, wenn es gut werden soll. Ich bin nur darauf begierig, daß es erst ausgesprochen sein, was man von Frankreich nehmen will, um Garantien der Ruhe dieser unruhigen Menschenmasse in Händen zu haben. In dem kleinen Hofzirkel der Prinzessin Wilhelm spricht man sehr laut und bestimmt vom Etablissement des Prinzen in Bonn als dem Sitz der rheinischen Regierung, so daß unsere kleine Majorin auch daraufhin ihre Gedanken und kleinen Pläne richtet, denn sie hält es für wahrscheinlich, daß August jetzt noch beim Prinzen bleibt. Sie wird sich leichter von mir trennen, als ich von ihr. Ich kann mir das gar nicht ausdenken. (...)

Gottlob Schlick: Adelheid und Gabriele von Humboldt (1809)

Gottlob Schlick: Adelheid und Gabriele von Humboldt (1809)

"Das 'Bäumchen-wechsle-dich'-Spiel oder die fünf Brüder", Karikatur (ca. 1808)

"Das 'Bäumchen-wechsle-dich'-Spiel oder die fünf Brüder", Karikatur (ca. 1808)

Was Du mir über Napoleons Verhältnis und den Beschluß in England über ihn sagen kannst, wir mich interessieren. Mich dünkt, die Entscheidung seine Schicksals liegt nicht allein in dem Willen Englands. Wo sind seine Brüder? Lucian, Hieronymus und Joseph? Wo ist den Murat hingekommen? (...)

Empfiehl mich Alexandern, umarme Schlabrendorff für mich trotz den langen Bartes. Wie sehr, wie unaussprechlich gern ich den wiedersähe - und außer Paris sieht man ihn doch nie - kann ich nicht sagen! Für heute umarme ich Dich, ich bin ewig Deine Li.«

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