»Längst wollte ich hier über die Dinge der Welt schreiben, denn es ist unglaublich, daß ich die Ereignisse in Rußland, die Frage wird sich die Sovjetrepublik halten oder nicht?, die allgemeinen Aussichten der Weltrevolution – Streikbewegungen in Amerika und Italien – und das halb groteske halb großartige Unternehmen d’Annunzios gegen Fiume, hier in all diesen Wochen garnicht gestreift habe. Aber auch heute komme ich über eigenem Erleben nicht zur Weltgeschichte. Dabei stören mich fortgesetzt die Genossen, und ich weiß nicht, ob ich nicht in 2 Minuten meine kleine Bude wieder voll Besuch habe.
Die letzten Sonntag hier geäußerten Befürchtungen, daß die hohe Justizbehörde die Eichstätter Flucht zum Anlaß neuer Niederträchtigkeiten machen werde, sind Wahrheit geworden. Um zunächst über die Eichstätter Sache selbst zu reden, so hat mir Ernst Ringelmann darüber genauere Mitteilungen gemacht. 5 Genossen waren beteiligt, darunter auch Ernst, wie ich vermutet hatte, ferner Mairgünther, Günther, Daudistl und der einarmige Wiedemann. Mairgünther, Günther und Daudistl waren schon über die Mauer, und Ernst in seiner Gutmütigkeit war noch Wiedemann behilflich, um dem Krüppel hinaufzuhelfen. Aber ein zu Zuchthaus verurteilter Gefangner schlug Lärm, ein Aufseher beleuchtete die Szene, schoß und den Beiden blieb nichts übrig als sich zu ergeben. Daudistl kam zurück, weil er seine Schuhe nicht im Stich lassen wollte, die beiden andern entkamen. Den Esel Mairgünther hat man inzwischen in München(!) wieder festgenommen und zugleich noch 4 Kommunisten. Sie rennen den Schergen direkt in die Hände.«