Johann Joseph von Khevenhüller-Metsch
»Den 22. ware das erste Appartement nach der Kindlbett und fienge die Kaiserin wiederumen an, die an selben Tägen gewöhnliche Audienzien - und zwar des Nachmittags vor den rosencrantz, welcher anjezo wieder um 6 Uhr gehalten wurde - zu ertheilen, worunter anheut auch obbemelter churpfältzischer Gesanter sich befande, welcher bein Austritt von mir, mandato imeratricis, eine mit Steineren garnirte, goldene Tabatière überkamme; gleichwie aber seines Principalen Patriotismus noch sehr schlecht anscheinet, so wurden auch die Praesenter für seinem Abgeordneten darnach ausgemessen.
Vormittag hatte I.M. die Kaiserin denen Knaben ex Theresiano die Stund gegeben, ihren, biß anhero der Kindlbett halber zuruckgeblibenen Glückwunsch zu dero allerhöchsten Nahmenstag abstatten zu könnn, worzu ich dann selbe hergebrachter Massen introducirte (…) Die Kaiserin, welcher ich kurtz vorhero die Liste der jeztigen Candidaten - mit denen sich der Numerus academicorum über die neuntzig erstrecken wird - überbracht, hat unß alle ganz gnädigst empfangen und entlassen, sonderlich aber ihrer kräfftigsten Manutenenz versicheret, ohne welcher wegen deren villen Beneideren und Antagonisten sich dises neue Institutum nicht lang souteniren würde. (…)
Heut in der Nacht starbe in Kindsnöthen und währender Operation (welche von dem Chirurgo sehr unglücklich verrrichtet worden) des Cammerherrn Graffen Camillo Colloredo Gemahlin, eine gebohrne v. Wolffsthall, im 40. Jahr ihres Alters.«