Caroline von Humboldt

»Indem ich das Datum schreibe, bekomme ich Deine Nr. 21, mein teuerstes Herz. Adelheid und Gabrielle sind seit Dienstag früh in Tegel.

Schloss Tegel (zw. 1857 und 1883), Sammlung Duncker

Schloss Tegel (zw. 1857 und 1883), Sammlung Duncker

Es sind auch zwei Briefe von August an Adelheid mit dem Kurier gekommen, die ich ihr soeben mit dem Milchwagen hinausspediert habe. In diesen, hoffe ich, wird August ihr seine wahre Meinung über das Sein hier an den Tag geben, und den Rückklang werde ich bekommen, wenn ich Adelheid sehe, die ich Sonntag in Tegel abholen werde. Denn ich habe August deutlich meine Absicht gesagt, nach Paris zu gehen, wenn er zurückkäme und die Zügel des häuslichen Regiments übernähme. Daß er mir darauf noch nicht geantwortet, daß er, seitdem er diesen Brief haben muß, seiner Mutter dringend um ein Quartier zum 1. Oktober geschrieben, ist mir ein leiser Wink, daß dies Arrangement ihm nicht lieb ist. Was Du mir nun in Deinem eben heut empfangenen Brief sagst, war mir nicht ganz unerwartet. Doch ist es mir, ich kann es nicht leugnen, schmerzlich. Das schönste und vollständigst Sein in einem Menschen ist, wenn er die Bedürfnisse seines Herzens mit dem Leben in eine Harmonie zu bringen vermag. (...) Was heißt das eigentlich, er müsse die Zeit so benutzen, damit er und Adel sich im tiefsten Herzen erkennten usw. Die Liebe, das Erkennen, das aus ihr hervorgeht, ist keine Wissenschaft, sondern eine Flamme, die mächtig das Innere belebt und ergreift und auf alle Äußere einen heiligen Glanz wirft.«

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