Johann Joseph von Khevenhüller-Metsch
»Den 4. wurde des Kaisers hoher Nahmenstag in großer Gala begangen. Um eilff Uhr gienge mann in publico in die Capellen, sodann speiste der Kaiser allein; und ob zwar Freitag ware, so wurde doch nach denen vorigen Beispillen (vermög deren nur Opera und dergleichen Spectaclen, wann die Gala Täg an einen Freitag einfiellen, ausbliben) Taffl Musique gehalten. (…)
Der Printz Carl ist heut nicht im Vorschein gekommen, weillen der arme Herr seit gestern einen grausamen Accés vom Fieber aushalten müssen, welches dermahlen noch in eine Tertianam sich zu determiniren scheinet. Ich habe ihme Nachmittag en cachette meine Cour gemacht und ihn übl aussehender gefunden. Der Herr haltet einen so wunderlichen und unordentlichen Régime, daß er auch mit seinem unvergleichlichen Temperament zulezt doch wird unterligen müssen. Ich habe ihn wegen seinen gutten und generosen Gemüths lieb, je n'entre point dans ses qualités militaires; gewiß ist es, daß er für seine Persohn ein brav- und unerschrockener Herr ist, ami de ses amis, bienfaisant und immer eines jovialischen, aufgeraunten Humors, womit er dem Kaiser, welcher villmehr zur Melancolei incliniret, öffters gar wohl conveniret, ob zwar auf der anderen Seiten nicht zu läugnen, daß er ihn zu sehr zu denen Dissipationen und Divertissemens - sonderlich der Jagd und deren Spectaclen - entrainiret und anmit von denen Geschäfften zu offt und zu vill abziehet, worzu wor ohnedeme nicht allzu große Lust haben oder doch nicht lang damit unß plagen mögten.«