Friedrich Wilhelm von Preußen

»Sedan. Graf Bothmer bringt Nachricht, Napoleon sei in Sedan; der König sagt mit ungläubigem Scherz zu mir, was wir wohl mit Napoleon machen sollten, wenn er gefangen? Die weiße Fahne geht auf Sedan auf, Napoleon ist da, Bronsart hat ihn gesprochen, dem er gesagt, er werde General Reille schicken. Mißglücktes Hurrah, es entsprach der Größe des Ereignisses nicht, vielleicht wußte man auch nicht, ob es ein Glück sei. Ein Parlamentär kommt, die anwesenden Fürsten bilden mit Bismarck, Moltke und Roon einen Kreis um den König, ich neben Sr. Majestät.

Carl C.H. Steffeck: General Reille überbringt das Schreiben Kaiser Napoleons (Ausschnitt/Deutsche Fotothek/CC BY-NC-SA 3.0)

Carl C.H. Steffeck: General Reille überbringt das Schreiben Kaiser Napoleons (Ausschnitt/Deutsche Fotothek/CC BY-NC-SA 3.0)

Reille erscheint, gebeugt, aber nicht würdelos, und bringt dem König folgenden Brief: "Monsieur mon frère. N'ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu'à remettre mon épée entre les mains de Votre Majesté. Je suis de Votre Majesté le bon frère Napoléon. Sedan 1 Sept. 1870." Nach einer Besprechung mit Bismarck, Moltke und mir dictirt der König Hatzfeld den Entwurf der Antwort, die später eigenhändig geschrieben wird. Mühe, Schreibmaterialien zu finden, mein Schreibpapier mit Adlerstempel aus der Satteltasche, Großherzog von Weimar gibt Tinte und Feder, zwei Strohsessel bilden den Tisch, auf den Gustedt seine Husarentasche als Platte legt.(...)

Inzwischen unterhalte ich mich mit Reille; ein liebenswürdiger, im besten Sinne vornehmer Mann, er war mit 1867 attachirt, meine Theilnahme that ihm wohl, der Prince Imperial ist nicht da. Als er fort war, fielen der König und ich uns um den Hals, die Erinnerung an den 3. Juli drängte sich uns auf, ungeheurer Jubel der Truppen. "Nun danket alle Gott," ich konnte die hellen Thränen nicht zurückhalten.«

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