07. Juli 1675

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07. Juli 1675

»Ich war bei der Frau Erbstatthalterin, um die Befehle zu meiner Rückkehr zu erhalten, fand sie aber sehr krank, und wie mir das Fräulein von Dona sagte: bäte sie S. K. D., sie zu entschuldigen, daß sie ihm nicht antworte, indem sie nicht fähig zum Schreiben sei. Das Fräulein bat mich, den Kurfürst seiner Seits um Sauvegarde für ihre Länder vom verstorbenen Bruder in der Umgebung von Neuenkloster bei Wismar zu bitten. Ich sah auch Herr Blaspiel, welcher mir noch von dem Unrecht, das man der schon erwähnten Person gethan, redete. Man glaubte, wir würden die Stadt Wismar in der gegenwärtigen Lage angreifen.

Die Flotte der vereinigten Staaten unter Befehl des Admiral Ruyter, den Vater, ließ in wenig Tagen die Anker lichten, um ins mittägliche Meer zu segeln, sie waren schon unter dem Befehl seines Sohnes nach Destroit und den Indischen Inseln aufgebrochen. Der Lärm, den die Franzosen gemacht, daß ein Holländisches Schiff die Französische Flagge genommen und die Flagge vor einem Englischen nicht habe streichen wollen, aber mit der bestimmten Absicht anzugreifen gekommen sei, fiel in sich selbst zusammen. Heut sah ich die Schwester des Herrn de Mort, Abends hatte ich ein hübsche Recontre mit Madame A.«

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Anthonis van Dyck: Amalie zu Solm-Braunfels 1631/32

Anthonis van Dyck: Amalie zu Solm-Braunfels 1631/32

Ferdinand Bol: Michiel de Ruyter 1667

Ferdinand Bol: Michiel de Ruyter 1667

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06. Juli 1922

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06. Juli 1922

Harry Graf Kessler

»Das Gerücht geht, daß Gerlach ermordet ist. ›Volkszeitung‹ und Friedensgesellschaft läuten bei mir an. Gerlach ist gestern abgereist, nichts festzustellen. Wahrscheinlich ist das Gerücht nur eine Ausgeburt der äußersten Nervosität, die herrscht. Eine Mordatmosphäre, etwas Unheimliches, Ungreifbares drückt auf alle wie die heutige Gewitterschwüle.

Ich frühstückte bei Hesnard mit Haguenin, Hilferding, Georg Bernhard. Der katastrophale Fall der Mark seit Rathenaus Ermordung (von etwa dreihundert auf heute vierhundertvierzig) macht auch den Franzosen schwere Sorgen. Sie sehen ein, daß ein weiteres Fallen die Reparationszahlungen unmöglich machen würde und daß die bisherige französische Politik an diesem Sturz einen Teil der Schuld trägt. Poincaré selbst, der eine schwache, unentschlossene Natur sei, die sich in Blut hüllt, um stark zu scheinen, scheint nicht mehr so ganz sicher zu sein, daß sein Weg der richtige ist. Trotzdem protestiert er gerade jetzt wieder gegen die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund!

Rezension Berliner Tageblatt 13.07.1922

Rezension Berliner Tageblatt 13.07.1922

Abends Tollers ›Maschinenstürmer‹ im Großen Schauspielhaus. Talentloser Kitsch, der die Tendenz, die er vertritt, nur kompromittieren kann, ebenso wie die talentlose, kitschige Münchener Räterepublik den republikanischen Gedanken in Bayern kompromittiert hat.«

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05. Juli 1622

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05. Juli 1622

»Der alte Graff von Thurn und Marggraff von Jägerndorff sollen mit 60 000 Man in Mähren ankommen sein von Glatz, die Keyserischen bis auf 6 000 geschlagen mit Verlust Graff Henrichs von Schlick, Leopoldus habe im Elsaß auch 3 000 verlohren, so ziehe der Türck mit 120 000 Man in Ungarn, zu Prag sey ein groß Schrecken.

Schreiben von Wien, von Johan Löben empfangen, daß meines Gn. hl. h. Vattern außöhnungssache in gutem terminis.«

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04. Juli 1807

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04. Juli 1807

Sophie Marie von Voß

»Um 8 Uhr früh abgereist, das Herz voll Kummer. Auf der Hälfte des Weges nahmen wir etwas Bouillon und trafen dort den Oberst Podewils und Major Pirch. Mit den Relais erhielt die Königin einen Brief des Königs, der ihr sagte, daß er Hardenberg entlassen müsse, weil Napoleon es peremptorisch verlange. Wie schändlich und schmachvoll ist das allein schon! Endlich kamen wir in dem Dorfe Picktupönen an; wir wohnen sehr gut bei dem Geistlichen des Orts; Oberst Kleist empfing uns, auch Hardenberg kam gleich herbei, aber er ist ganz trostlos. Der liebe Gott wird uns dennoch nicht verlassen!!

Der König war in Tilsit, und kam erst Abends 11 Uhr von dort zurück; er wohnt in einem anderen Häuschen, ich sah ihn nicht mehr. Graf Goltz übernimmt vorläufig die Geschäfte Hardenbergs. Baum soll ankommen. Der Kaiser Alexander benimmt sich mehr als schwach; es ist ein Schmerz, es zu sagen.«

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03. Juli 1919

03. Juli 1919

»Folgender Kassiber wurde mir gestern von einem Gefangenen zugesteckt: „Hochachtung Herrn Mühsam! Teile Ihnen mit, daß Toller am 15. Juli zur Verhandlung kommt. Gustav Landauer wurde am 2. Mai hier in Stadelheim erschossen. Ich selbst trug Landauer ins Leichenhaus. Der Zahlmeister sagte: Dieser polnische Jude wollte hier in Bayern regieren? Ein Schriftsteller wurde am 2. Mai erschossen. Nach dem Tod wurden ihm seine neuen Schuhe von einem Unteroffizier ausgezogen. Weiße Garde? Der Zahlmeister stand daneben. Später seine Hose und seine Strümpfe wurden ihm auch ausgezogen. Eine Schande, wie man mit den Leichen hier umging. Hochachtungsvoll“ (Ich habe die Orthographie verbessert). So wurde in Bayern „Ruhe und Ordnung“ hergestellt. Ich mag nicht dran denken. Der Gedanke an Landauers schreckliches Ende läßt mich nicht mehr los. Und an der Stätte seiner Ermordung eingesperrt zu sein! – Mir gehts nicht sonderlich mit der Gesundheit. Heut war ich beim Arzt und habe mir Brom verordnen lassen, da ich keine Nacht schlafen kann. So hoffe ich, daß ich am Montag wenigstens ausgeruht vor Gericht erscheinen kann.«

02. Juli 1675

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02. Juli 1675

»Den 2ten ging ich mit unseren Gesandten zu reden und ihnen die Briefe S.K.D. an die Frau Erbstatthalterin von Oranien zu übergeben, ich fand sie sehr krank und sprach mit Fräulein von Dohna, welche mir von verschiedenen Dingen erzählte, und auch einen Brief von Herrn Benting zeigte, welchen derselbe aus dem Lager geschrieben hatte, worin er ihr sagte, man solle die Neuigkeiten von unsrer Armee nicht glauben, dennoch waren sie gut, und erregten in ganz Holland eine solche Freude, daß man es sich kaum vorstellen kann, man sprach auf den Straßen nur von den Brandenburgern

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01. Juli 1776

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01. Juli 1776

»So bald wir nach Plymouth kamen, war unsre erste Sorge, das Wasser und andre angegriffene Provisionen, wieder zu ergänzen, und frischen Vorrat an Portwein an Bord zu nehmen. Dieses beschäftigte uns den 1ten und 2ten Julius.

Während unseres Aufenthaltes, wurde das Schiffsvolk täglich mit frischem Fleisch versehen; ich muß bey dieser Gelegenheit, sowohl Hrn. Ommaney, der dem Proviantmagazine, als Hrn. Ourry, der dem Köngl. Werfte vorgesetzt war, die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß sie mir bey dieser, wie bey meiner letzten Reise, mit allem war ich nur begehrte, mit größter Bereitwilligkeit an Handen giengen.«

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29. Juni 1817

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29. Juni 1817

Hermann von Pückler-Muskau

»Zu einem vollkommenen englischen Fashionable fehlte mir nur noch der Spleen, und wie es scheint, hat sich dieser nun auch eingefunden. Ich habe Dir gewiß gestern und vorgestern schönen Unsinn geschrieben, ich selbst weiß den Inhalt dieser Briefe nur noch halb, ich wünschte, daß ich das nämlich von der trüben Stimmung sagen könnte, die sie mir in die Feder diktierte.

Für's erste ist die Ursache derselben gewiß körperlich, aber viel trägt auch, aufrichtig gestanden, eine gewisse Schwäche dazu bei, die mich unbeschreiblich besorgt macht, durch das immer mit einer Art von heiliger Scheu angesehene Heirathen den größten Theil einer über alles geschätzten Freiheit - nicht zu verlieren, denn so leicht lasse ich sie mir nicht nehmen -, aber doch in ihrer Ausübung mannigfach und unbequem gestört zu werden.«

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28. Juni 1715

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28. Juni 1715

»Ich hatte gehofft, daß die jagt nicht so gar lang dauern solte undt ich ein wenig ordentlich auff Ewer liebes schreiben würde andtwortten können. Es ist gar zu spät, muß wider meinen willen noch auff ein andermahl versparen; den ob ich schon geßen habe, muß ich noch ahns konigs taffel, alß wen ich noch eßen würde, undt man ist bey dem konig ein wenig nach 10 uhr undt ich habe noch ein brieff nach Paris zu schreiben. (...) Es ist heutte so eine grimige hitze, daß einer schmeltzen mögt, insonderheit wen man mitt einer so dicken watten umbgeben ist, wie mein fett ist.«

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27. Juni 1850

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27. Juni 1850

Fredrika Bremer

»Gestern wohnte ich einem ›Meeting‹ der orthodoxen Quäkergemeinde bei. In einem großen hellen Saale ohne irgend einen Schmuck waren ungefähr zweihundert Personen versammelt, die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite, und darunter eine Menge Kinder. Da saßen sie nun auf Bänken und schwiegen und sahen vor sich hin, mit alleiniger Ausnahme meiner Person; ich sah mich in aller Stille genau um. Es war ein sehr heißer Tag, und das Schweigen und die Unbeweglichkeit in der Versammlung war mir drückend. Und ich dachte fortwährend: - Wird denn nicht der Geist Jemand in der Gesellschaft bewegen? - Aber nein, der Geist bewegte Niemand. Ein alter Herr hustete und ich nieste, und das Laub an einem Baume vor dem Fenster bewegte sich matt und leise.«

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25. Juni 1922

25. Juni 1922

»Vormittags Massendemonstration im Lustgarten. Über zweihunderttausend Menschen; ein Meer von Menschen, über dem zahllose rote und schwarzrotgoldene Fahnen wehten. Ich sollte sprechen, verzichtete aber, da ich noch immer heiser bin. Die Redner standen auf der Schloßbalustrade, dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal, dem Denkmal Friedrich Wilhelms III. Auf dem Kopf Friedrich Wilhelms saß ein kleiner Junge mit einer schwarzrotgoldenen Fahne. Die Erbitterung gegen die Mörder Rathenaus ist tief und echt, ebenso der feste Wille zur Republik, der viel tiefer sitzt als der vorkriegsmonarchische ›Patriotismus‹.

Um vier mit Kreuter nach dem Grunewald hinaus, um vom armen Rathenau Abschied zu nehmen. Er liegt im offenen Sarge in seinem Studierzimmer, in dem ich so oft mit ihm gesessen habe, den Kopf etwas nach rechts zurückgebogen, einen sehr friedlichen Ausdruck im tief gefurchten Gesicht, über dessen unterem, zerschmettertem Teil ein feines Taschentuch gebreitet ist; nur der graue, kurz gestutzte, zerzauste Schnurrbart sieht darüber hinaus. Einige Blumen lagen auf Brust und Händen; Kreuter und ich fügten rote und weiße Rosen hinzu. Wir waren ganz allein im Zimmer; es herrschte große Stille, und doch in dem zerfurchten, toten, wunden Gesicht eine unausmeßbare Tragödie. Ich empfand sie ähnlich wie am Sarge Nietzsches.«

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24. Juni 1776

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24. Juni 1776

»Omai verließ London mit einem vermischten Gefühle von Trauern und Freude. Wann wir von England sprachen und von Personen die ihn während seines Aufenthaltes ihres Schutzes und ihrer Zuneigung gewürdigt haben; so bemerkte ich, daß er innigst gerührt war, und sich zwingen muste, seine Thränen zu verbergen; so wie sich aber das Gespräch auf seine Inseln drehte; glänzte wieder Freude in seinen Augen. (...)

Nicht nur Se. Majestät hatte ihn reichlich mit allen Artikeln versehen lassen, die wir, in seinem Lande, sowohl in Ansehung der Brauchbarkeit als der Zierde, in grossem Werth gesehen hatten, sondern auch Lord Sandwich, Herr Banks und viele andere Herren und Damen von seiner Bekanntschaft, machten ihm ähnliche Geschenke.«

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23. Juni 1919

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23. Juni 1919

Erich Mühsam

»Zwei Pakete auf einmal: von Zenzl, bzw. ihren ländlichen Verwandten, kamen 2 Weißbrote und 1 Pfund Speck, ferner eine Tube Biox (ich weiß mich vor Brot nicht mehr zu retten und werde eine große Verteilung unter den Kameraden arrangieren lassen, die auch von dem Kuchen abhaben sollen, der zugleich von Mila kam. In deren Paket fand sich eine große Dose Marmelade, Briefpapier mit 20 Kuverts (die leider mit Marmelade durchtränkt und also unbrauchbar eintrafen), Tabak und Zigarren. Nun bin ich wieder mit allem zum Leben wichtigen versehn und kann den Dingen, die da kommen, leichteren Herzens entgegensehn. Was besonders Speck und Brotaufstrich bedeuten, kann nur ermessen, wer derlei Herrlichkeiten lange entbehren mußte.«

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22. Juni 1807

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22. Juni 1807

»Der König schreibt an die Königin ganz trostlose Briefe. Der Kaiser ist wüthend auf Bennigsen, aber nimmt ihm doch das Commando nicht. Man hat eine Waffenruhe angeboten, zur Sicherheit aber verlangt Napoleon: Graudenz, Colberg und Pillau. Gott allein weiß, was daraus werden soll. Kaiser und König sind an einen andern Ort gegangen, dessen Namen ich nicht weiß. Die Königin ist unwohl, war aber doch den Vormittag bei mir.«

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21. Juni 1675

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21. Juni 1675

Dietrich Sigismund von Buch

"Nachdem ich bei dem B. von Bl. gespeist, der mir große Freundschaft bewies, reiste ich ab, aber im Walde zwischen Berlin und Spandau glaubte ich den Hals zu brechen, denn da ich mehrere Tage nicht geschlafen hatte, schlief ich auf dem Wagen ein, da stieß derselbe so stark an Wurzeln, die im Wege waren, daß ich von der Höhe des Wagens stürzte und es ein Wunder war, daß ich den Hals nicht brach.

In Spandau fand ich meine Pferde, die ich den Morgen vorgeschickt hatte, und kam den Abend noch nach Fehrbellin. S.K.D. hatte den Abend den Feind bis Wittstock gejagt, und unsere Armee hatte diesseit Wittstock Posto gefaßt. Die Generale passierten die Stadt, um zu recognosciren (...). Der Gen.-Major Götze war ein wenig zu weit zur Seite geritten und konnte die Brücke nicht mehr erreichen, sein Pferd ward getötet, er erhielt 3 Wunden und ward gefangen genommen."

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