22. August 1922

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22. August 1922

»Nachmittags nach Lugano zum Kongreß der ›Weltfrauenliga‹, bei dem ich einen Vortrag über den Völkerbund halten soll. Mme. Jouve, Miß Balch getroffen. Diese brachte mich mit einer Deutsch-Amerikanerin, einer Frau Hoesch, zusammen, die auch sonst taktlos war (Fragen wie: Warum ich soviel reise? Was ich politisch tue? usw.), aber allem die Krone aufsetzte, indem sie mir auf dem prinzipiell pazifistischen Hintergrunde dieses Kongresses ihre persönliche Meinung, daß man Ludendorff ermorden sollte, entwickelte. Trotz meiner energischen Abwehr blieb sie aber dabei. Ein hübscher Auftakt zu einem Kongreß ›pazifistischer‹ Frauen und ein peinlicher Beweis, wie flach und töricht Menschen ihre eigenen Gedanken denken. Die Frau Hoesch, die um des lieben Friedens willen Ludendorff ermorden will, ist ein würdiges Seitenstück zu Bernstorff, der, um Krieg zu führen, in den Völkerbund hinein will.

Ich bedauere jetzt, daß ich hergekommen bin.«

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21. August 1720

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21. August 1720

»Hertzallerliebste Louisse (...) Es ist gar kein aberglauben, so ich Eüch gesagt, so man vor böße finger braucht; den hinter den ohren ist alles, waß fetter ist, alß die andere haut, undt daß ist heyllsam. Es thut abscheülich wehe, wen einen ein nagel abschwert. Wie ich in Iburg war, stach ich einmahl eine spel ungefehr unter den nagel; daß schwur mir der nagel ab, ware etliche tag, daß ich weder tag noch nacht ruhe hatte. Damahlen wust ich daß remedium noch nicht, habe es erst hir gelehrnt; es ist sicher undt hatt mir nie gefehlt. Ich habe ander leütte auch woll bekommen sehen. Ich thue viel lincke sachen, ich schneyde mir die nägel mitt der lincken handt ab wie mitt der rechten; ich schreibe zwar langsam undt übeller, alß mitt der rechten handt, aber man kans doch woll leßen. (...)

Ich dancke Eüch gar sehr vor die schönne medaille von der keyßerin Eleonore. Es seindt viel leütte, die den Kopff so widerlich strack halten, wie dieß contrfait, unter andern mein enckel, mademoiselle de Monpensier; daß macht daß kindt so widerlich, daß man es nicht außstehen kan. Ich fürchte, Ihr werdet Eüch mitt Ewerer continuirlichen liberalitet gantz meinetwegen ruiniren; daß solte mir hertzlich leydt sein. Wahrt, biß daß die banquen wider eingericht sein.«

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20. August 1737

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20. August 1737

»Den 20. begab sich der Feldmarschall Seckendorf, unter Begleitung des Prinzen von Modena und verschiedenen Generals, gegen Sophia, die Gegend zu recognosciren. Er besahe die Palanken, Mustapha Bassa und Pirot, welche unsere Truppen befestigt hatten. Die von Glißura, Gebenitza hatten unsere Raitzen besetzt. Mittels dieser Palanken wurde der Weg nach Constantinopel besetzt gehalten und gesperrt. Zwischen Nißa und Mustapha Bassa Palanke sind verschiedene enge Pässe, wo 100. Mann, 2. bis 3000 aufhalten können: der Weg ist bergigt, und voller Steine, folglich sehr schlimm vor Artillerie und schwere Bagage.

Die Palanke, Mustapha Bassa, ist ein altes Schloß, mit starken Mauern und Thürmen umgebenM es wird von denen herum liegenden Höhen commandirt, gleichwohl ist es nicht ohne Artillerie weg zu nehmen. Pirot ist eine artige und wohlgebaute Stadt, das Schloß aber ist enge, alt und verfallen, wird auch von einem Berg oder Felsen, der sehr nahe dabei liegt, commandirt. Jedoch fand man vor gut, in diesen Posten 60. Mann deutsches Fußvolk zu legen, um dadurch die daselbst befindlichen Raitzen zur Gegenwehr aufzumuntern. Diese hielten auch alle Zugänge, durch welche man an die Stadt kommen konnte, besetzt. Weil es zu spät war ins Lager zurück zu gehen, blieb der Feldmarschall mit seinem Gefolge diese Nacht in Mustapha Bassa Palanke.«

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19. August 1815

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19. August 1815

Wilhelm von Humboldt

»Ich habe gestern, liebe Li, Deinen Brief vom 10. bekommen und kann Dir nicht genug sagen, welche unendliche Freude er mir gemacht hat, da er mir die Hoffnung Deines früheren Herkommens gibt. (...)

Schalträgerinnen, Frankreich Anfang 19. Jahrhundert

Schalträgerinnen, Frankreich Anfang 19. Jahrhundert

Bei dieser Gelegenheit muß ich Dir von Deinen Kommissionen der Schnupftücher und Schals sprechen. Die Schals sind gekauft. Für die Schnupftücher mit Hohlnaht und so gestickt, wie Du verlangst, hat man 16-18 Franken für das Stück gefordert. Dies würde für 8 Dutzend, die du wolltest, 1536-1728 Franken machen, zwischen 400 und 500 Taler. Darüber hat sich August entsetzt, und wir sind übereingekommen, Dir erst zu schreiben. So machten wir es heute früh ab. Seitdem habe ich dies der Delambre erzählt, und sie will eine Person fragen, die für eine lingère arbeitet. Wie eine Hohlnaht französisch heißt, habe ich noch nicht ergründen können. (...)

Du erwähnst der Summe, die wir Adelchen jährlich geben wollen. Meine Meinung ist, daß wir 500 Taler als gewiß ausmachen, aber Hedemann sagen, daß wir sie, nach unserer Möglichkeit, bis 1000 Taler, wie wir können, vermehren wollen. Jetzt könnten wir soviel geben, allein wenn Gabriele auch heiratet, oder wir weniger Gehalt hätten, ginge es nicht. Du, die Du soviel reicher warst als Adelheid ist, kriegtest nur 400 Taler. Es ist bis 1809 so gewesen, wo wir wirklich manchmal in recht fatalen Umständen waren, und wir haben lange Zeit ganz unabhängig, die übrige mit schlechtem Gehalt gelebt, und ich habe Dich an die Säulen des Herkules, nach Pästum und nach Arkona gebracht.«

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18. August 1622

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18. August 1622

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17. August 1807

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17. August 1807

»Die Berliner Zeitungen kommen immer grade zum Thee an und geben Stoff genug, sich krank zu ärgern. In Breslau hat man den Geburtstag des Königs gefeiert, in Berlin hat man es nicht gewagt; das ist doch mehr als feige.«

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16. August 1748

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16. August 1748

»Den 16. hatten meine kärnthnerische Landsleuthe, jedoch nicht mehr in corpore, sondern ut singuli ihre Abschieds Audienzien (...).

Ohne mich zu rühmen, hat ihnen mein, gleich bei ihrer Ankunfft ertheilter Rath, den sie sich pro directione fleißig gelten lassen, nicht geschadet, da ich ihnen öffters eingebunden, der Kaiserin, als einer wahren Landesmutter, die Umstände des Lands aufrichtig vorzustellen, Sachen, die nur beschwärlich seien, nicht unmöglich zu machen, wahre Unmöglichkeiten aber mit claren und deutlichen Gründen darzuthun, übrigens sich in ihre Arme zu werffen, mit beständiger Protestation, daß mann die Billig- und Nothwendigkeit, sich dermahlen nach denen äußersten Kräfften zu ihrem Behuff anzugreiffen, allerdings erkenne, (...).

Eodem unterblibe aus der nemmlichen lezt bemerckten Ursach abermahlen das sonsten gewöhnliche freitägige Appartement.«

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15. August 1720

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15. August 1720

»Die Parisser leüte seindt die besten leütte von der welt; wen daß parlement die nicht auffgewickelt hette, hetten sie sich ihr leben nicht entpört. Ach, die armen leütte habem mich recht touchirt; den sie haben nur gegen monsieur Laws undt nicht gegen meinen sohn geschriehen, undt wie ich in der statt durch den pöbel fuhr, gaben sie mir lauter benedictionen, haben mich so touchirt, daß ich schir geweint hette. (...)

Der czaar hatt bey mir außgekocht, seyder er seinen eintzigen sohn umbs leben gebracht; vorher kondte ich ihn recht woll leyden. Unsere s. churfürstin hatt mir so viel guts von dießem herrn geschrieben, daß ich gantz seine partssanin wahr. Verstandt hatt er und hohe gedancken, daß ist gewiß. Mich deücht, der keyßer fragt nicht viel nach ihm. ich weiß gar woll, daß unser graff von Hannaw nicht todt; er hatt hir etwaß gethan, so weder schön, noch loblich ist. Er kompt her, lehnt bey der fraw von Ratsamshaussen 200 louisdor, so sie eben von ihren pentionen entpfangen, verspricht ihr hoch undt theuer, ihr es gleich wider zu geben laßen in selben especen; aber er wahrt 6 jahr, daß sie nichts von ihm hört. Diß jahr schickt er die bezahlung in alten verschlißenen billiet de monoye; daß ist wüst gehandelt in meinem sin undt ein undanckbar stück, ich kans nicht rühmen.«

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14. August 1815

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14. August 1815

Wilhelm von Humboldt

»Noch wohne ich bei Davout, aber übermorgen ziehe ich Rue de l'université 17. Ich wohne aber nicht gern bie andern Leuten und macht sehr ernstliche Anstalten, ein eigenes Haus zu nehmen. (...) Die Armee an der Loire hat sich großenteils aufgelöst, und Davout ist seit einigen Tagen ruhig hier im Hause. Da er aber nicht zu mit gekommen ist, habe ich ihn nicht gesehen.

Also hast Du illuminiert zu des Königs Geburtstag? Ich sehe zwar hier den König selten. Nur einmal habe ich bei ihm gegessen, und zweimal habe ich ihn in Gesellschaft gesehen, ber der Herzogin D. und bei Wellington. Er war aber immer sehr freundlich.

Hortense de Beauharnais: Charles de la Bedoyere (vor 1815)

Hortense de Beauharnais: Charles de la Bedoyere (vor 1815)

Gestern ist Labédoyère zum Tode verurteilt worden. Er wird zwar appellieren, aber man weiß schon voraus, daß dies keine Änderung hervorbringen kann. Er wird also in einigen Tagen füsiliert werden. Es ist gewiß gut, daß dies Beispiel gegeben wird. Ney ist auch verhaftet und wird bald hergebracht werden. Er wird ohne Zweifel das gleiche Schicksal haben. Die Frau des Labédoyère hatte die rührendsten Briefe geschrieben, auch unter anderm an Alexander. Sie soll ihn wirklich sehr lieben, ist erst eben ein Jahr verheiratet und vor kurzem mit einem Kinde niedergekommen, das sie noch stillt.«

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13. August 1776

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13. August 1776

»Am 13ten, des Morgens um 9 Uhr, kamen wir vor dem Haven Praya, auf der Insel St. Jago, wo wir zwey holländische nach Ostindien bestimmte Schiffe und eine kleine Brigantine vor Anker antrafen. Weil die Discovery noch nicht hier war, und wir seit unserer Abfahrt von Teneriffa nur wenig Wasser verbraucht hatten, so hielt ich für unnöthig hier einzulaufen, sondern steuerte südwärts. Wir nahmen darauf verschiedene Sonnenhöhen, die wahre Zeit zu finden. Diese Beobachtungen, mit dem Zeithalter verglichen, bestimmten unsre westliche Länge auf 23° 48'. Die kleine Insel in der Bay lag etwas drey Meilen von uns, in West-Nord-Westen; mithin wäre ihre Länge 23° 51'. Die nördliche Breite war 14° 53' 30''.«

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12. August 1675

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12. August 1675

»Den 12ten hielten wir allgemeine Feier wegen des Sieges der Kaiserlichen gegen die Franzosen, die ganze Armee stand in Schlachtordnung und gab 3 Salven. S.K.D. hatte für dies Fest den Herzog von Güstrow mit der Frau Herzogin und 2 Prinzeß Töchter eingeladen, man soupirte unter einem Zelte, wo es sehr prächtig zuging. Den Tag vorher kam ein Prinz von Gotha und nahm Dienst bei uns, er erhielt das Regiment des Prinzen von Homburg, auch traf die Nachricht ein, daß die Braunschweiger Truppen mit einigen Kaiserlichen und denen des alten Herzogs von Lothringen vereinigt, den Marschall Crequi bei Trier geschlagen hätten. In der Zeit passirte hier nicht Bedeutendes, außer daß Graf Promnitz den Rest der Thiere denen inWismar nahm und der Capitain=Lieutenant Görtzky eine Parthie Schweden traf, befehligt durch den famosen Partheigänger Oberst Henneman mit 70 Pferden, während die Unseren nur 50 hatten, indessen nach heftigem Kampfe zogen sich beide zugleich zurück, Henneman aber wurde in den Schenkel verwundet, woran er nach 15 Stunden starb.«

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11. August 1828

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11. August 1828

»Eine widerwärtigere Seefahrt kann man nicht bestehen! Zehn Stunden ward ich, zum Sterben krank, umher geworfen. Die Hitze, der eckelhafte Geruch des Dampfkessels, die Krankheit aller Uebrigen, es war eine affreuse Nacht, ein wahres Carl von Carlsbergsches Bild menschlichen Elends. Bei einer längeren Seereise aguerrirt man sich zuletzt, und vielfacher Genuß wiegt dann die Entbehrungen auf, aber die kurzen Überfahrten, welche nur die Schattenseiten zeigen, sind meine wahre Antipathie. Gottlob es ist vorüber, und ich fühle wieder festen Boden unter mir, obgleich es mir noch manchmal scheint, als schwanke Irland ein wenig.

Abends. (...) Sobald ich mich ein wenig erfrischt hatte, machte ich eine Promenade durch die Stadt, während der ich bei zwei ziemlich geschmacklosen Monumenten vorbei kam. Das eine stellt Wilhelm von Oranien im römischen Kostüme vor; mißgestaltet ist Roß und Reiter. (...) Das andere Monument ist eine colossale Statue Nelsons (...) Später kam ich an ein großes Gebäude, wo das Volk sich drängte, und Wache vor dem Eingang stand.  Auf meine Nachfrage erfuhr ich, daß hier die jährliche Ausstellung von Blumen und Früchten statt finde. (...) In der Mitte dieser Blumen, die eine Art Tempel bildeten, befand sich ein durch Barrieren verschlossener Raum für die Früchte, welche zwölf daselbst sitzende Richter mit Wohlbehagen und ernster Amtsmiene schmatzen verzehrten, um zu entscheiden, welcher von ihnen die ausgesetzen Preise zukämen. Sie mußten lange unschlüssig gewesen seyn, denn Melonen, Birnen und Aepfelschalen, Ueberbleibsel von Ananas, Pfirsich-, Pflaumen- und Aprikosenkerne bildeten Berge auf den danebenstehenden Tischen (...).«

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10. August 1720

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10. August 1720

»Hertzalleriebe Louise, ich schreibe Euch heutte; den morgen werde ich es ohnöglich thun können, weillen ich nach Paris werde undt noch vorher ahn meine dochter schreiben muß. ich bin in rechten sorgen ihrendtwegen, den sie hatt ein groß geschwer unter dem rechten arm. Gott gebe, daß es woll ablauffen mag! Aber ich habe so ein abscheullig exempel hir ahn der königin hirin erlebt, daß mir jetzt recht bang wirdt, wen jemandts, vor wem ich mich interessire, ein geschwer unter den armen hatt. (...)

Von den hießigen Imanationen will ich nichts mehr sagen, daß ist zu betrübt. Es ist war, liebe Louise, es ist wahr, daß ich bey den peuple zimlich beliebt bin, weiß aber nicht, warumb, thue ihnen weder guts noch böß. Aber auff peuplelieb ist nicht zu bauen, daß ist eine gar zu unbeständige sache. ich muß gestehen, daß mir monsieur Laws sisteme nie gefahlen und ich allezeit gewünscht, daß mein sohn es nicht folgen möchte; habe nie nichts drinen begreiffen können. Daß man daß golt abgeschafft, hatt mich choquirt undt ist mir betrügerisch vorkommen, wen ich die warheit sagen solle. (...)

Reflectionen machen trawerig. So lang die welt stehen wirdt, werden sünden sein, wie man klar in der heyligen schrifft sicht. Daß Manheim oder Friderichburg gebauet wirdt, ist mir lieb; aber ich wolte doch, daß Heyelberg nicht verlaßen würde.«

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09. August 1870

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09. August 1870

»Ganz deutsche Eindrücke, die Bewohner den Schwarzwäldern ähnlich, verstehen kein Französisch, das erst seit zwanzig Jahren gelehrt wird. Der Unterschied der Confession macht sich geltend. Sehr bemerkenswerth ist, daß die Katholiken im Elsaß schon lange davon redeten, es werde noch in diesem Jahre zum Kriege kommen, der sich nach Deutschlands Niederlage gegen die Protestanten wenden werde; diese Aueßerungen wiederholten sich täglich aller Orten. Quartier beim evangelischen Pfarrer Haun, der die Auflösung der Flucht schildert, er wünscht Frieden; wir hätten nicht Schuld, die Kaiserin und Ollivier sollten sich einmal Schlachtfelder ansehen. In Mac-Mahon's Wagen fand sich eine genaue Aufnahme der Vogesen nebst Angabe aller Verbindungen, was uns sehr zu Statten kommt; im Gepäck Ducrot's, des Commmandanten von Straßburg, fanden sich Anzüge zweier Damen.«

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08. August 1919

08. August 1919

»Die Revolution hält Pause. In Ungarn wütet der weiße Schrecken. Dort wird „standrechtlich gehängt“, offenbar in großem Maßstabe. Dabei hat die „rein sozialistische“ Regierung, die als Quartiermacher der Reaktion Bela Khuns Arbeit zu zertrümmern hatte, schon wieder abgedankt. Die Rumänen sind in Budapest eingerückt und spielen sich als die Sieger auf. Auch Engländer und Franzosen sollen eingezogen sein, und heute wird gemeldet, daß als Gouverneur des Landes ein Erzherzog Josef eingesetzt sei. Also jetzt schon Habsburg redivivus. Das kann uns recht sein. Denn grade eine solche unerhörte Provokation muß Ressentiments schaffen, die die Grundlagen der neuen Macht von Anfang an erschüttern. Bei uns macht Noske die Vorarbeit des letzten Umsturzes. Vor einigen Tagen war er in München und hat dort seinen begeisterten bourgeoisen Gläubigen versichert, für den Fall, daß sich in Bayern ein neuer Umsturz vollziehn würde und etwa „Mühsam oder Niekisch“ an die Spitze träten, müßte die Reichsexekutive eingreifen. Aber schon jetzt muß er eine halbe Million Mann seiner „Reichswehr“ entlassen, um den Versailler Bedingungen Rechnung zu tragen (ich bin allerdings der Überzeugung, daß man grade in punkto Heeresstärke versuchen wird, die Entente und das deutsche Volk zu beschwindeln). Zur Zeit sieht es für die Revolution bei uns trübe aus. Aber verloren gehn kann sie uns nicht.«

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