07. August 1748

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07. August 1748

»Den 7. verfügte sich die Kaiserin vormittags nacher Eberstorff, um dortiges neues Spittal und Waißenhauß in Augenschein zu nehmen. Nachmittag bei Zeiten kamme der Kaiser von der gethanenen Excursion zuruck, welche zwar insoweit nicht ohne Unglück abgeloffen, weillen bei der großen Jagd einer deren Treibern sich zu Tod gefallen und ein anderer von dem Graffen Leopold Kinsky durch die Packen geschossen worden.«

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06. August 1622

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06. August 1622

»Auff Möllen, MittagsMahl, in welcher Stadt Eulenspiegel begraben, ist nicht viel besonderß dran Zu sehen, der Ort ist fest, auff Alt Vatterisch gebauet, gehöret denen von Hamburg und Lübeck Zu, welche es sieben Jahre eine Stadt und die andere inne haben soll, anitzo aber sey es dem hertzog von Lawenburg versetzet. Von Möllen auf Lübeck, ist eine schöne große See= und handelsstadt, auch die vornembste unter den hänsel Städten, mit guten Mauern und Thoren, auch waß Zu Defendirung derselben gehörig wol versehen.

Weil ich unbekanter Weise diese eilende Reise thun müßen, habe ich nichts rechtes an keinem orte besichtigen dörffen, und mich meistentheils im Losement innegehalten.«

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05. August 1815

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05. August 1815

»Es macht mir unendliche Freude, daß August hier ist. Ob ich gleich ensetzlich zerstreut und beschäftigt bin, so sehe ich ihn doch ziemlich viel. Ich esse noch heute mit ihm und Alexander allein bei einem Restaurateur, gestern wurde ich verhindert, es zu tun, weil der König mich einlud. Er ist unendlich liebevoll, und mit jedem Tage freue ich mich mehr, daß sich die Sachen zwischen ihm und Adelheid so gut und schnell gemacht haben. (...)

Soeben bekomme ich Deinen lieben Brief. Mit Deinem Herkommen, sehe ich nun schon deutlich, wird es diesen Winter vor dem Frühjahr nichts werden, und muß, wie sehr es mich schmerzt, selbst Deiner Meinung beistimmen. Aber die Trennung ist mir unendlich schmerzlich, und Du mußt es an dem Glück gesehen haben, das ich fand, die wenigen Tage bei Dir zu sein. (...)

Meine Lage hier ist in wenigen Worten die: Ich halte beständig fest an allen ebenso richtigen als natürlichen Grundsätzen. Ich streite für einen Frieden, der die Grenzen sichere, ich streite für eine Benutzung Frankreichs, die unseren Bedürfnissen entspreche. Ich habe gegen mich Rußland aufs äußerste, England fast ebensosehr, und sehr schwache Hilfe, höchstens noch für den letzten Punkt, an Österreich. Der Kanzler ist eines Sinnes mit mir, aber es nicht mehr die gewohnte Kraft. (...) Nur eins habe ich erreicht, mit den zugleich ganz Gutgesinnten und Gemäßigten, wie Gneisenau, bin ich vollkommen eins. (...) Auch mit Blücher, Grolman und Boyen bin ich gut. Sie haben Achtung, und ich kann auf sie wirken. So, teures Wesen, steht es mit mir. Du siehst, daß es ein ziemlich freudloses Leben ist. Aber ich suche die Freude selten außerhalb, und den Genuß meiner selbst und meiner Einsamkeit, die ich sogar in der Gesellschaft wiederzufinden weiß, habe ich auch hier, und so bin ich gesund und immer heiter.«

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04. August 1870

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04. August 1870

»Weißenburg. Unsere Leute benehmen sich, jede Terrainfalte benutzend, wie bei jeder Felddienstübung im Frieden. Unverhohlen entfiel auch unseren bayerischen Begleitern das Lob, ebenso für unsere Soldaten wie für ihre Fechtart. Thor der Stadt eingeschlossen, dieselbe genommen, damit ist ein fester Platz und die Beherrschung der nach Straßburg führenden Eisenbahnen und Straßen gewonnen. Wir hatten zusammen zwei Divisionen, der Feind eine, die theilweise erst Nachts eingetroffen, aber er hatte den außerordentlichen Vortheil des Terrains. Großer Jubel, Sterbende und Schwerverwundete richteten sich mit größter Kraftanstrengung auf, um ihre Freude zu erkennen zu geben. Die Fahne des Königsregiments ward durch den Schaft getroffen, drei Träger fielen, bis Sergeant Förster den Stürmenden voran die Höhe erreichte, ich mußte jenes glorreich hochgehaltene Siegesbanner an meine Lippen drücken. Am südlichen Abhange wurden zwei Zeltlager aus tentes d'abri mit unberührtem Mittagsessen und Mundvorrath genommen, an General Douai's Leiche kroch sein Hündchen herum, die schwatzenden französischen Aerzte wußten nichts von der Genfer Konvention, hatten auch keine Binden mit rothem Kreuz und riefen nur: Procurez-nous notre bagage. Die Turcos sind die richtigen Wilden, Quartier bei Pfarrer Schäfer in Schweighofen. Französische Soldaten sagen mir: Ah, vos soldats Prussiens se battent admirablement.«

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03. August 1807

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03. August 1807

»Geburtstag unseres vielgeliebten Königs. Es war Déjeuner bei der Königin im Garten. Ich schenkte ihm ein Convrepied, das ich gearbeitet hatte, einige Cokarden und Rosetten für sein Pferd, englische Glas-Krüge mit Gläsern dazu, ein hübsches chinesisches Theebrett und einen chinesischen Kuchenkorb zum Thee. Wir hatten ein Diner von 70 Personen, die Alle an einer langen Tafel saßen in dem Garten des Hauses, in dem ich wohne. Alle Chargés d'Affaires und viele Russen waren eingeladen, und Abends gab die Königin in Tauerlauken einen Thee mit Musik; die Kanonen wurden gelöst und Alles war sehr hübsch. Zuletzt war noch Souper beim Kronprinzen, unsere Häuser waren so schön als möglich illuminirt und der ganze Tag recht gelungen.«

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02. August 1748

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02. August 1748

»Den 2., als an dem Portiuncula Fest, gienge mann nach neun Uhr zu denen Capucinern nacher St. Ulrich und sahe im Zuruckfahren die aus hiesiger Garnison nacher Sibenbürgen abgehende zweite Kollobratische Bataillon nächst denen Ställen und abends ware Appartement, welches ich, ungehindert mir schon seit der Kirchen wegen der ungemainen Hitz und Dunsts nicht recht wohl ware, dennoch biß zum Ende ausgehalten, sodann aber mich nacher Gumpendorff verfüget und nach meinen genohmenen, gewöhnlichen Remedès zu Bett geleget habe.«

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01. August 1720

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01. August 1720

»Dieße Woche seindt mir so abscheulich sachen zugestoßen, daß außer vergangen sambstag nie or 11 oder halb 12 habe können nach bett gehen; den ich habe gar viel zu thun gehabt. Madame Dangeau ist delicat, also kein wunder, daß sie baldt mager wirdt. Ihre fraw schwester ist vielleicht nicht so delicat, alß sie. Ich finde die leutte glücklich, so noch gehen können. Wen ich eine stunde gangen, kan ich ohnmöglich weytter; daß macht mich trawerig, ist wie ein todt. Ich bilde mir ein, daß der zweytte printz von Sultzbach der ist, den wir hir gehabt haben, er ist ein gutter undt schöner her, aber der schlaueste nicht; er gleicht sehr ahn mademoiselle de Clermont. Mein gott, wen der printz von Rheinfelß nicht geendert ist, seyder ich ihn zu Fontainebleau mitt seinem herrn vatter gesehen, kan sich die printzes von sultzbach woll berühmen, einen recht abgeschmackten herrn bekommen zu haben undt widerlich in allen seinen maniren, sie jamert mich recht. (...)

Wie ich von der promenaden kommen, wo ich der printzes von Wallis undt Ewer liebes schreiben, so ich dießen nachmittag bekommen, geleßen (...) Es were mir doch leydt geweßen, wen dem churprintzen von Saxsen ein größer unglück geschehen were, alß der todt seines pferdt. Es ist doch ein recht glück, daß I. L. so woll davon kommen sein undt seine gemahlin nicht blessirt ist, wie man es vermeint. Daß seindt zwey glück auff einmahl. Es ist woll ein groß unglück, wen man mitt boßhafftige narren zu thun hatt, wie der hertzog von Morsburg. Es ist kein großer verlust, wen ein klein printzesgen stirbt, undt findt, daß es ein dopelter profit ist, wen daß den frieden bey den eltern setzen kan.«

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Pierre Gobert: Marie Anne de Bourbon, Mademoiselle de Clermont

Pierre Gobert: Marie Anne de Bourbon, Mademoiselle de Clermont

Michael Dahl: Caroline von Brandenburg-Ansbach (1730)

Michael Dahl: Caroline von Brandenburg-Ansbach (1730)

Nicolas de Largillier: Kurprinz Friedrich August von Sachsen (1715)

Nicolas de Largillier: Kurprinz Friedrich August von Sachsen (1715)

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31. Juli 1919

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31. Juli 1919

Erich Mühsam

»Genosse Sporer, dessen Braut ihrer Niederkunft sehr bald entgegensieht, wird hier Hochzeit machen. Das Vergnügungskommissariat ist mit den Vorbereitungen betraut, und wir hoffen, daß das originelle Milieu dem Akt schöne Weihe geben wird.

"Die Neue Zeitung" vom 26.07.1919

"Die Neue Zeitung" vom 26.07.1919

Inzwischen geht der Lauf der Weltgeschichte draußen weiter. (...) In Deutschösterreich hat der bisherige Ministerpräsident Bauer, ein deutschunitaristischer Sozialdemokrat, demissionieren müssen. Das ist ein großer Sieg der Entente. Ich für meinen Teil begrüße ihn, weil ich mir von einer immer weiteren Ausdehnung der Zentralisation gar keinen Segen verspreche. Die Staaten sollen endlich mal entstaatet werden. Statt dessen erweitert man ihre Grenzen und nimmt damit ihren Einwohnern immer mehr von ihrer Selbständigkeit und Eigenart. Beispiel: Bayern, das durch die Aufgabe der eignen militärischen Organisation und durch den Verzicht auf eine große Reihe andrer Reservatrechte, sogar der eignen Finanzhoheit nur noch nominell etwas andres ist als eine preußische Provinz. Der selige Dr. Sigl muß im Grabe rotieren!

Anton Graf von Arco auf Valley

Anton Graf von Arco auf Valley

"Vossische Zeitung" vom 21.02.1919

"Vossische Zeitung" vom 21.02.1919

Heute habe ich von Angesicht zu Angesicht einen berühmten Raubmörder gesehn. Als wir zum Brausebad ins Zuchthaus geführt wurden, stand in einem Hof, in den wir vom Fenster aus hineinsehn konnten, der Renommiermörder der Ebracher Anstalt, Weißkopf. Der Kerl hat mehrere Leute umgebracht. Er war in einer ganz gräßlichen Zelle unsres jetzigen Festungsgebäudes untergebracht gewesen, die jetzt von unsrer Küchenverwaltung unter Saubers Leitung benutzt wird (...) Aus dieser Zelle ist Weißkopf ausgebrochen – und zwar durch den Fußboden hindurch. Er kam ins Freie, beging wieder einen Mord, wurde wieder ergriffen, wieder zum Tode verurteilt, wieder zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe „begnadigt“ und stand nun heute, die Hände auf den Rücken gefesselt, im Zuchthaushof. Ein stämmiger, intelligent aussehender, älterer Mann, der freundlich lachend mit dem Wärter sprach. Ich dachte, als ich ihn sah, an den armseligen Grafen Arco in Stadelheim, den Mörder aus verirrtem Heroismus. Welcher Unterschied!«

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30. Juli 1776

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30. Juli 1776

»Am 30sten, Nachts um 10 Uhr 6'38'', mittlerer Zeit, beobachtete ich mit einem Nachtfernrohre die gänzliche Mondfinsterniß, Nach den Ephemeriden eräugte sie sich zu Greenwich um 11 Uhr 9'; es beträgt also der Unterschied 1 Stunde 2'22'', oder 15 Grade 35'30'' westliche Länge. Die Seeuhr gab zu gleicher Zeit 15 Grade 26'41'' dieser Länge; die nördliche Breite ward 31 Grade 10 Minuten. Sonst konnte keine weitere Beobachtung angestellt werden, weil der Mond die mehreste Zeit, und besonders beym Eintritte, beym Austritte des Schattens und am Ende der Finsterniß hinter den Wolken verborgen war.

Da ich wahrnahm, daß wir nicht Heu und Getraide genug für unsern an Bord befindlichen lebendigen Vorrath hatten, um damit bis ans Vorgebirge der guten Hoffnung zu langen, so entschloß ich mich bey Teneriffa anzuhalten, um sowohl diesen Abgang zu ersetzen, als auch frischen Vorrath für uns selbst einzunehmen. Mich dünkte auch, zu solcher Absicht, diese Insel dienlicher zu seyn als Madera. Am 31sten Nachmittags um 4 Uhr erblickten wir Teneriffa, und steuerten gegen den östlichen Theil derselben. Abends um 9 Uhr, da wir ihr ziemlich nahe waren, kürzten wir die Seegel und steuerten für die Nacht ab und zu.«

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Königliches Observatorium Greenwich (1824)

Königliches Observatorium Greenwich (1824)

Harrison-Chronometer H5 (Foto: Wikimedia/CC BY-2,5)

Harrison-Chronometer H5 (Foto: Wikimedia/CC BY-2,5)

San Cristobál de la Laguna, Teneriffa (1842)

San Cristobál de la Laguna, Teneriffa (1842)

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29. Juli 1815

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29. Juli 1815

»Mein teuerster Wilhelm! Gestern sind mir Deine Zeilen aus Frankfurt am Main vom 11. durch die Post zugekommen. Warum so spät, weiß ich nicht. Gottlob, daß ich Dich und den Staatskanzler (über den hier die beunruhigendsten Gerüchte gingen), glücklich in Paris angekommen weiß.

Ich kann, ich gestehe Dir, nicht die Hoffnungen derer teilen, die hier meinen, unsere Truppen könnten vor Winters wieder einziehen. Nichts geht in der Welt so schnell, als man sich's eben denkt, und dort in Frankreich scheint es mit, müsse es diesmal lang dauern, wenn es gut werden soll. Ich bin nur darauf begierig, daß es erst ausgesprochen sein, was man von Frankreich nehmen will, um Garantien der Ruhe dieser unruhigen Menschenmasse in Händen zu haben. In dem kleinen Hofzirkel der Prinzessin Wilhelm spricht man sehr laut und bestimmt vom Etablissement des Prinzen in Bonn als dem Sitz der rheinischen Regierung, so daß unsere kleine Majorin auch daraufhin ihre Gedanken und kleinen Pläne richtet, denn sie hält es für wahrscheinlich, daß August jetzt noch beim Prinzen bleibt. Sie wird sich leichter von mir trennen, als ich von ihr. Ich kann mir das gar nicht ausdenken. (...)

Gottlob Schlick: Adelheid und Gabriele von Humboldt (1809)

Gottlob Schlick: Adelheid und Gabriele von Humboldt (1809)

"Das 'Bäumchen-wechsle-dich'-Spiel oder die fünf Brüder", Karikatur (ca. 1808)

"Das 'Bäumchen-wechsle-dich'-Spiel oder die fünf Brüder", Karikatur (ca. 1808)

Was Du mir über Napoleons Verhältnis und den Beschluß in England über ihn sagen kannst, wir mich interessieren. Mich dünkt, die Entscheidung seine Schicksals liegt nicht allein in dem Willen Englands. Wo sind seine Brüder? Lucian, Hieronymus und Joseph? Wo ist den Murat hingekommen? (...)

Empfiehl mich Alexandern, umarme Schlabrendorff für mich trotz den langen Bartes. Wie sehr, wie unaussprechlich gern ich den wiedersähe - und außer Paris sieht man ihn doch nie - kann ich nicht sagen! Für heute umarme ich Dich, ich bin ewig Deine Li.«

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28. Juli 1817

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28. Juli 1817

J.H. Hintze: Blick vom Kreuzberg (1829)

J.H. Hintze: Blick vom Kreuzberg (1829)

»Eine abscheuliche Migraine, beste, liebste Schnucke, quält mich, und wenn ich nicht die heut abgehende Post benutzen müßte, so hätte ich nicht geschrieben, da es mir sehr schwer fällt. Während der Reise hierher war ich ganz melancholisch, besonders über den Zustand unserer Affairen, und unser daraus folgendes abhängiges Verhältnis von Dehn.

Als ich in Berlin ankam, war nirgends Unterkommen zu finden, und ich logire noch jetzt im kleinen Kabinet der Madame Obermann, die heute an mir medizinirt. Dein Herr Vater hat mich gut aufgenommen, und wieder täglich eingeladen. (...)

Büste der Gräfin Jeanette Caroline von Alopäus (Foto: Dr. Bernd Gross/CC BY-SA 3.0)

Büste der Gräfin Jeanette Caroline von Alopäus (Foto: Dr. Bernd Gross/CC BY-SA 3.0)

Um 10 Uhr Abends. Meine liebe Schnucke, es war mir unmöglich heute früh weiterzuschreiben, da meine Migraine einen solchen Grad erreichte, daß ich keiner Bewegung fähig war. Auch jetzt noch bin ich sehr unwohl, werde mich aber gewiß morgen nach der heutigen gezwungenen Diät recht wohl befinden. (...) Die gute Obermann hat mich aber ganz zu ihrem Prosyleten gemacht, und ich werde bestimmt den künftigen Sommer ihre Blutreinigungstisane trinken, und ihre Portermedizin nehmen. Ich finde, daß sie zwar etwas viel, aber gescheuter spricht als die meisten Aerzte. Bei dem König und den Prinzen habe ich mich gemeldet, und den Adjutanten der letzteren Visite gemacht. Morgen erwarte ich Antwort. Mit den übrigen Visiten bin ich aber sehr zurück. Bei Frau von Alopäus bin ich eine Stunde gewesen. Sie ist wieder sehr hübsch geworden, hat aber durchaus ihren Einfluß auf mich verloren, obgleich sie ziemlich kokettirt. (...)

Indem ich Dir schreibe, fängt mein Kopfschmerz wieder an sich zu vermehren. Ich höre also auf für heute und wünsche Dir von Herzen eine recht gute Nacht, und einen angenehmen Traum von Deinem treuen Lou.«

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27. Juli 1870

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27. Juli 1870

»Ueber Nürnberg nach München, König Ludwig auffallend verändert, seine Schönheit hat sehr abgenommen, er hat die Vorderzähne verloren, bleich, nervös unruhig im Sprechen, wartet die Antwort auf Fragen nicht ab, sondern stellt schon, während man antwortet, weit andere Dinge betreffende Fragen. Er scheint aus vollem Herzen bei der nationalen Sache zu sein, allgemein wird sein rascher Entschluss gelobt, er hat ohne Bray's Wissen die ihm von Pranckh vorgelegte Mobilmachungsodre gezeichnet. Begeisterter Empfang. Zu meiner Überraschung ist Herzog Friedrich hier, und zwar als eben ernannter bayerischer General, ein Übergangsstadium zur Annäherung an uns. Offener Brief, geht zunächst wieder nach Hause zur Regelung seiner Gutsverhältnisse. Usedom und Hohenlohe zweifeln nicht an Oesterreichs Neutralität trotz Beust's Zweideutigkeit. Empfang im Theater, Wallenstein's Lager. Der König meint, Schiller habe viel demokratische Tendenzen, und glaubt, daß man deshalb in Berlin nicht gern sein Denkmal aufstellen lassen will. Bei der Abreise erhalte ich einen Brief von ihm, die Selbstständigkeit Bayerns möge beim Frieden gewahrt werden.«

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König Ludwig II. von Bayern (1870)

König Ludwig II. von Bayern (1870)

Gendarmenmarkt - Schillerplatz (um 1900)

Gendarmenmarkt - Schillerplatz (um 1900)

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26. Juli 1922

26. Juli 1922

»Abendgesellschaft bei Tschitscherin in der Russischen Botschaft, Unter den Linden, zu deren Wiedereinweihung. Die von Nikolaus I. bestellten Säle strahlten für das Bolschewistenfest im hellsten Glanze. Tschitscherin empfing nach der traditionellen Art seine Gäste am Eingang des ersten Saales und wechselte mit jedem ein paar Worte. Mit mir sprach er über den Pazifismus, was nach unserem Renkontre in der Mittwochsgesellschaft und nachher nicht eines gewissen ironischen Humors ermangelte.

Florinski als junger kommunistischer Attaché, im tadellosen Frack mit dem Sowjetstern im Knopfloch, bemühte sich in der besten diplomatischen Manier um die Gäste. Diese waren ganz einseitig männlich, vielleicht wegen der Jahreszeit; nur wenige Frauen, einige in Wollkleidern, waren dazwischengesprenkelt. Auch der Anzug der Männer war sehr verschieden. Unser Auswärtiges Amt, Haniel, Maltzan, Schubert, Arends usw., strahlend mit der weißen Männerbrust im Frack; die Mehrzahl der Gäste in weniger festlichen Kostümen, vom Smoking bis zum Straßenanzug. Das Ganze machte trotz des Glanzes der kaiserlich dekorierten Säle mehr den Eindruck eines politischen Klubs mit leichtem Verschworeneneinschlag.

Dieser etwas ungewöhnliche Eindruck wurde dadurch verstärkt, daß sich Tschitscherin die Pagenjungen aus dem ›Esplanade‹ in ihren grünen Pagenuniformen zur Aushilfe mitgenommen hatte. Dazwischen irrte Rantzau, dessen Ernennung zum Botschafter in Moskau heute abend in der Zeitung steht, mit seinem aristokratisch blasierten, wie ein benutztes Taschentuch zerknitterten Gesicht herum, gespensterhaft an Gruppen herantretend und plötzlich mit einzelnen in Zwiegespräche sich vertiefend.«

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Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin (Foto: Bundesarchiv/Wikimedia/CC BY-SA 3.0 de)

Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin (Foto: Bundesarchiv/Wikimedia/CC BY-SA 3.0 de)

Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau (Foto: DHM/Wikimedia)

Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau (Foto: DHM/Wikimedia)

25. Juli 1850

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25. Juli 1850

Dorothea Lynde Dix

Dorothea Lynde Dix

»Ich bin hier als Gast mit Miß Dix zusammen auf meinem Wege nach Philadelphia in der Familie des Generals Stuart. Mein Wirth ist ein lebhafter, gemüthlicher, artiger und gesprächiger Soldat, seine Frau ist ein schönes stilles Weib, eine glückliche Mutter von zehn noch jungen Kindern; augenscheinlich ein glückliches Ehepaar, ein gutes und glückliches Haus! (...)

Spät Abends saß ich im allerschönsten Mondschein allein mit Miß Dix auf dem Altan in General Stuart's Villa, blickte hinaus auf den glänzenden Fluss, auf die breite Chesapeakbai und hörte der Erzählung ihrer einfachen und doch merkwürdigen Lebensschicksale zu. (...) Miß Dix ist während ihrer zwölfjährigen Wirksamkeit als guter Engel der Gefangenen und der Wahnsinnigen durch die meisten Staaten der Union gereist, in Gegenden und an Orten eingdrungen, die früher vor den Blicken des Lichts verborgen waren, und hat Botschaft des Lichts und der Hoffnung zu Denen gebracht, die im Dunkeln saßen. (...) Sie ist einer der schönsten Beweise von Dem, was ein Weib ohne irgend eine andere Stütze, als ihren persönlichen Willen und Charakter, ohne eine andere Macht, als ihren Zweck und ihr Recht und ihre Fähigkeit, Beides darzustellen, im Staate vollbringen kann. Ich bewundere sie, ich bewundere namentlich ihren Muth und ihre Ausdauer.«

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24. Juli 1675

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24. Juli 1675

»Ich machte dem Kurfürsten Bericht von meiner Reise, der davon sehr befriedigt schien; während dieser Zeit that man eigentlich den ganzen Monat durch nichts weiter als das arme Land auszufressen und mitunter Streifzüge nach Wismar zu machen. Wir hatten täglich Nachricht von Herr von Montecuculi, daß er die Franzosen dränge, und erwarteten eine Schlacht zwischen beiden Heeren dort. Wirklich traf diese Nachricht auch bald nach der Schlacht ein, welche durch Angriff gegen einen Kirchhof, in dem 6 bis 700 Kaiserliche standen, begonnen hatte. Turenne ließ Geschütz auffahren um sie zu forciren, das Feuer derselben lockte den Prinzen Carl von Lothringen und einige andere Kaiserliche herbei, der Herzog hatte 4000 Pferde, warf den folgenden Tag die Franzosen, und schnitt die Franz. Dragoner gänzlich ab, wobei Herr Vauban am Fuß verwundet ward, das war am 18. cur. und bei derselben Gelegenheit wo der Herr Marschall Turenne durch eine Kanonenkugel getödtet ward

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