21. Oktober 1815

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21. Oktober 1815

Wilhelm von Humboldt

»Mich soll recht wundern, was Du zu Frankfurt sagen wirst. Wenn nur mein Aufenthalt dort, nämlich seine Dauer, nicht so gar ungewiß wäre; allein es ist unglaublich, wie sich auch darüber nichts sagen läßt.

Der Posten hier wäre, wenn man die Sache in sich, nicht wie sie ausgeführt werden wird, ansieht, von unendlicher Wichtigkeit. Die Armee, die in Frankreich bleibt, soll eigentlich den König hier halten, der sonst vielleicht nur sehr kurze Zeit sich selbst behaupten könnte. Es bleiben (unter uns) selbst in Paris fürs erste, und bis der König eine eigne Garde hat, Truppen. Alles dies kommandiert Wellington, und mehr oder weniger hat er es in Händen, ob er will marschieren lassen oder nicht, wenn hier Unruhen entstehen.

Thomas Lawrence: Sir Arthur Wellesley, Duke of Wellington (1814)

Thomas Lawrence: Sir Arthur Wellesley, Duke of Wellington (1814)

Mit dem nächtlichen Wegnehmen der Venetianischen Pferde hast du vollkommen recht. Nur der Bijou kann so etwas erfinden. Auch hat er es bei Tage vollenden müssen. Von den übrigen hat niemand so etwas getan. Ich lege Dir eine Zeitung bei, welche einen Brief von Wellington über sein Wegnehmen der Kunstsachen enthielt, der trefflich ist. Hätte er nur immer und über alles so gesprochen! Allein so ist er, immer abhängig vom Augenblick, immer persönlich und egoistisch, ein scharfer Verstand und ein eisenfester Wille, allein kein großer Kopf und noch weniger ein großer Charakter.

Mit dem armen Staatskanzler geht es noch immer nicht ganz gut. Er hat fast immer Kopfweh und ist wenig aufgelegt. Wenn ich dies und die äußere und innere Lage der Dinge bedenke, so sehe ich sehr trübe und weiß nicht, was daraus werden soll. Der gute Staatskanzler hat durch seine ganz persönliche Regierung alle Formen so auseinander gehen lassen, daß es kaum Fäden gibt, wo man Kraft und Einheit, die nicht wieder so persönlich sind, anknüpfen kann.«

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20. Oktober 1622

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20. Oktober 1622

»20. Octb. habe ich Zu Hailßbrunn Zu miittag geßen, und bin von dannen nacher Anspach gefahren, nach dem ich ein freundlich Schreiben von meinem Vetter empfangen. Herr Schenk Asmus von Limpurg der Oberste Leutnambt Mario sambt einen von Adel haben mich im Rahmen des Marggraffen auffm Wege angenommen.

Wie ich heute Zu Anspach angelanget ist bald darauf der Marggraff Joachim Ernst, Landgraff Ludwigen von Darmstadt hereyn beleitende, ankommen, gedachter Landgraff Zeucht nach Regenßburg, Ihrer Mayst. uffbruch dahin aber soll auf den 14/24 verschoben sein.
Sonsten ist Graf Fritz, und Graff Heintz Wilhelm von Solmß auch allhier, benebens dem Obersten Bulacher, Ob.Leutnambt Heyde, Marchalck Wütenau und sonst vielen Officirern.«

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19. Oktober 1815

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19. Oktober 1815

Caroline von Humboldt

»Ich habe letztens gar nicht auf die sehr hübsche Anekdote in Deinem Brief, auf das Gespräch des Erbprinzen von Mecklenburg mit dem König geantwortet. Ich finde es außerordentlich hübsch, und es hat mich, August und die Kinder sehr amüsiert. Es ist immer gut, daß dem König dergleichen gesagt wird, wennschon ich zugeben will, daß der Erbprinz etwas weit on einem Gespräche ging, das bei Tische gehalten wurde. Das ist eine trostlose Idee, daß es kein Deutschland gäbe. Freilich gestehe ich, daß es in gewissem Sinne noch immer ein unsichtbares Reich ist, aber wer hat nicht in dieser Zeit an das Unsichtbare glauben gelernt, das über dem Sichtbaren waltet, und wer möchte nicht leugnen, daß diese Kriege, und vor allem die glänzenden Schlachten des Jahres 1813, mehr durch die heilige Glut, die in den Herzen der Kämpfenden lebte, als durch die materielle Kraft ihres Armes ausgefochten sind?

Übersicht auf das Schlachtfeld bei Leipzig, Illustration zum 50-Jahr-Jubiläum der Schlacht aus der Gartenlaube, Oktober 1863

Übersicht auf das Schlachtfeld bei Leipzig, Illustration zum 50-Jahr-Jubiläum der Schlacht aus der Gartenlaube, Oktober 1863

Ich muß mich ärgern, zu sehen, daß die Jahrestage der Schlacht von Leipzig ohne alle öffentliche Erinnerung, ohne alles Fest- und Dankgebet vorübergehen. Das ist nicht recht. Den Sinn des Volkes sollte man fortdauernd auf so große Begebenheiten richten; denn die Zeit träger Ruhe, die in unserer Kindheit war, die ist gewiß noch auf lange Zeit vorbei. Und wohl uns, daß sie vorbei ist, und im Umschwung der Dinge kann die wohl so leicht nicht wiederkommen. Das Volk, des man bedarf, ohne das man in letzter instanz eigentlich nie das Große ausführt, in dessen Sinn sollte man auch das geschehene Große recht im Andenken erhalten und es daran für die Zukunft erziehen.«

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18. Oktober 1776

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18. Oktober 1776

James Cook

»Auf dieses stille Wetter folgte eine Kühlung von Nord=Westen, die zween Tage anhielt. Darauf hatten wir vier und zwanzig Stunden abermal veränderliche, leichte Lüfte, bis sich der Nord=Westwind wieder einstellte, der aber mit solcher Stärke wehete, daß wir schon am 17ten das Vorgebirg der guten Hoffnung erblickten, und Tags darauf in der Tafelbay mit vier Faden Tiefe vor Anker legen konnten. (…)

Nachdem wir von dem Intendanten des Havens und dem Chirurgus den gewöhnlichen Besuch erhalten hatten, schickte ich einen Officier an den Baron von Plettenberg, den Gouverneur, ihm aufzuwarten, und begrüßte, so bald er wieder zurück war, die Besatzung mit dreyzehn Kanonen, welches mit gleicher Anzahl erwiedert wurde.

Thomas Whitcombe: Naval ships off Cape Town (um 1800)

Thomas Whitcombe: Naval ships off Cape Town (um 1800)

Wir fanden in der Bay zwey französische Ostindien=Schiffe, wovon das eine auf dem Heimwege, das andere auf der Rückkehr begriffen war. Zween oder drey Tage vor unserer Ankunft riß sich eines davon, das auch nach Frankreich zurück gehen sollte, vom Ankertaue, und wurde ganz oben am Haven ans Ufer getrieben und scheiterte. Die Mannschaft rettete sich, aber der größte Theil der Schiffsladung hatte mit dem Gebäude einerley Schicksal, oder - welches auf eines hinaus läuft - wurde ein Raub der Einwohner, die das Schiff zum Theil plünderten, zum theil die ans Ufer geworffene Waare in Beschlag nahmen. Dies behaupteten wenigstens die französichen Officier, und die Holländer konnten die Sache nicht ganz leugnen. Um gleichwohl ein unter gesitteten Völkern so verhaßtes Betragen von sich abzulehnen, suchten sie dem französischen Capitaine dadurch die ganze Schuld beyzumessen, daß er sich nicht in Zeiten hätte Wache geben lassen.

T. Bowler: St Georges Cathedral Cape Town

T. Bowler: St Georges Cathedral Cape Town

So bald die Kanonen abgefeuert waren, gieng ich mit einigen meiner Officier ans Ufer, um bey dem Gouverneur, dem Gouverneur=Lieutenant, dem Fiscal, und dem Commandanten der Truppen meinen Besuch abzustatten. Diese Herren empfiengen uns mit größter Höflichkeit und besonders both mir der Gouverneur alle Dienste und Beystand an, die ich von diesem Platze nur erwarten könnte. Er bewilligte auch sogleich, unsere Sternwarte, wo ich es nur für gut fände, aufrichten zu lassen, die Gezelte für die Seegelmacher und Böttiger aufzuschlagen, und unser Vieh ans Ufer zu bringen, damit solches nahe an unserer Lagerung grasen könne.«

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17. Oktober 1850

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17. Oktober 1850

»Sonnenhell, aber kalt. Wir haben (zur Linken) indianisches Gebiet auf unserem ganzen Wege; es ist das Territorium Minnesota, und wir sehen am Ufer die Indianer in größeren und kleineren Lagern. Die Männer stehen oder gehen herum, in rothe oder weißgelbe Decken gehüllt; die Frauen sind am Feuer innerhalb oder außerhalb der Zelte beschäftigt oder tragen ihre kleinen Kinder auf dem Rücken, eingewickelt in den gelben Filz, der sie selbst umhüllt. (…)

Wir haben jetzt auch mehre Indianer an Bord, eine Familie Winnehagoes, Mann, Frau, Tochter (ein Mädchen von sechzehn Jahren), und zwei junge Krieger aus dem Siouxstamm, mit prächtigen Federn geschmückt und roth und gelb, ja, ich glaube mit allen Farben bemalt, sodaß es köstlich ist. (…) Die jungen Siouxkrieger sehen aus wie eine Art von großen prächtigen Truthähnen; sie blähen sich auf und sehen sehr hochmüthig aus; dann und wann kriechen sie aber zusammen, hocken beieinander wie Affen und schwatzen miteinander mit gelenker Zunge, wie nur ein paar Kaffeeschwestern schwatzen können. (…)

Karl Bodmer: Indianerlager am Missouri (um 1840)

Karl Bodmer: Indianerlager am Missouri (um 1840)

Sioux-Krieger (1872)

Sioux-Krieger (1872)

Heute Nachmittag sollen wir St.-Paul erreichen, das Ziel unserer Reise und die nördlichste Stadt am Mississippi. Es ist mir verdrießlich, diese Reise so bald beendigt zu sehen; ich wünschte, daß diese Fahrt auf dem Mississippi mindestens acht Tage dauern könnte. Sie unterhält und interessiert mich unbeschreiblich. (…) Dazu kommt noch, daß ich dies Alles wegen der vortrefflichen amerikanischen Einrichtungen für die Passagiere der Dampfboote in Frieden und Freiheit genießen kann. Sie sind gewöhnlich dreideckig. Das mittelste Deck wird hautpsächlich von Passagieren eingenommen, die, um ihre Bequemlichkeit zu genießen, einen höheren Preis als die andern bezahlen. Rings ums dieses Deck zieht sich eine breite Galerie (oder Piazza), die von dem obern Deck überschattet ist, und innerhalb dieser Piazza sind die Zimmer der Passagiere rings um das ganze Boot befindlich. Jedes Zimmer hat eine Thür mit Fenstern nach der Galerie, sodaß man beliebig auf diese letztere treten oder auch von seinem Zimmer aus die Ufer betrachten kann. Dieser Thür gegenüber führt eine andere Thür in den Salon. Der Salon im hintern Theil des Schiffes ist stets für die Frauenzimmer bestimmt und rings herum sind die Zimmer für dieselben; der ander größte Salon, welcher zugleich als Speisesaal dient, ist das Versammlungszimmer der Herren. Jedes kleine Zimmer, welches "State room" genannt wird, hat gewöhnlich zwei Betten, eins über dem andern. (…) Diese Zimmer sind stets weiß ausgemalt, sauber, hell und behaglich; man kann sich darin, auch am Tage, ganz bequem aufhalten. Der Tisch ist gewöhnlich gut und reichlich, und der Reiseaufwand verhältnißmäßig gering. (…)

Wir sehen jetzt an den Ufern keine Spur von europäischer Cultur mehr, nur indianische Hütten und Feuer. Die Ufer des Lake Pepin werden immer niedriger und die Natur zeigt sich immer weniger großartig.«

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16. Oktober 1787

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16. Oktober 1787

»Ferrara, den 16. nachts. Heute früh sieben Uhr deutschen Zeigers hier angelangt, bereite ich mich, morgen wieder wegzugehen. Zum erstenmal überfällt mich eine Art von Unlust in dieser großen und schönen, flachgelegenen, entvölkerten Stadt. Dieselben Straßen belebte sonst ein glänzender Hof, hier wohnte Ariost unzufrieden, Tasso unglücklich, und wir glauben uns zu erbauen, wenn wir diese Stätte besuchen. Ariosts Grabmal enthält viel Marmor, schlecht ausgeteilt. Statt Tassos Gefängnis zeigen sie einen Holzstall oder Kohlengewölbe, wo er gewiß nicht aufbewahrt worden ist. Auch weiß im Hause kaum jemand mehr, was man will. Endlich besinnen sie sich um des Trinkgeldes willen. Es kommt mir vor, wie Doktor Luthers Tintenklecks, den der Kastellan von Zeit zu Zeit wieder auffrischt. Die meisten Reisenden haben doch etwas Handwerkspurschenartiges und sehen sich gern nach solchen Wahrzeichen um. Ich war ganz mürrisch geworden, so daß ich an einem schönen akademischen Institut, welches ein aus Ferrara gebürtiger Kardinal gestiftet und bereichert, wenig teilnahm, doch erquickten mich einige alte Denkmale im Hofe.«

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15. Oktober 1748

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15. Oktober 1748

Erzherzog Joseph (Gemälde von Martin van Meytens, um 1760)

Erzherzog Joseph (Gemälde von Martin van Meytens, um 1760)

»Den 15., als an I. M. der Kaiserin höchsten Nahmenstag, ware große Gala und wurde denen Bottschafftern zur Kirchen angesagt. Vor selber meldete ich sie bei der Kaiserin, um die gewöhnliche Complimente zu machen, so sie in dem Spieglzimmer ablegten; nach ihnen liessen I. M. noch die Hoffämter und vornehmere Ministros hinein zum Handkuß (ich hatte meinen schon zuvor in der Cammer abgestattet) und giengen sodann incognito in das Privat Oratorium; der Kaiser aber verfügte sich col corteggio publico zur Capellen und mittags speisten beide Mayestäten nebst dem Ertzherzog Joseph und die Princesse in der Rathstuben oder gelben Zimmer, so für heut der Kaiserin Anticamera repraesentiren muste, weillen die Zimmer auf ihrer Seiten alle zu klein seind und sie gleichwollen noch als eine Kindlbettnerin figuriren, mithin nicht in der großen Anticamera heraußen in publico speisen wollen.

Der Dienst ware übrigens wie er in dergleichen Fällen (wo auf der Kaiserin Seiten gespeist wird) zu sein pfleget, und mann erlaubte auch denen Männeren, jedoch - weillen der Raum ebenfahls nicht überflüssig und die Taffel Musique (so in Cantaten von der Signora Tesi und dem Monticello bestanden) ohnehin villen Platz eingenohmen nur Cavallieren de distinction in dem Taffel Zimmer aufzuwarten. Nachdeme die Herrschafften abgespeiset, wurden die anwesende vornehmere von Adel beiderlei Geschlechts abermahlen bei drei großen Tafflen bewürthet und abend spillte die Kaiserin in dem Salon de la gallerie, wo sie sonsten an Appartement-Täg zu spillen pfleget; jedoch wurde von mir sorgfältig vorgesehen, damit wenigstens der Spilltisch (worunter ein Teppich untergebreitet wurde) in keinem Zugwind zu stehen kommen möge, weillen die Frau so gar keine Wärme vertragen und mann doch eine Kindlbetterin nicht so gar der Nachtluft exponiren kann.«

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14. Oktober 1675

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14. Oktober 1675

Dietrich Sigismund von Buch

»Am 14ten gingen wir mit einigen commandirten Truppen, befehligt durch den dänischen General=Major Duncamp, dieser hatte die Avantgarde und General=Major Walter ging mit den ersten 30 Pferden, indem er für heut als Volontair diente; anfangs jagten wir die feindliche Avantgarde, und als der Rest ihrer Truppen sah, daß sich unsre Leute nur naheten flohen sie, niemals im Willen sich mit uns in ein Handgemenge einzulassen.

Bei diesem Rückzuge wurde ein schwedischer Lieutenant Taube von einem dänischen Trompeter getödtet; der Feind zog sich immer gegen die Vorstadt, wir folgten ihm und er ging in seine Verschanzungen, welche auf zwei Windmühlen Hügeln zu beiden Seiten des Eingangs in der Vorstadt lagen, und deren Wälle nur so hoch als eine Pike waren, zurück. Die Unsrigen warfen den Feind immer bis an diese Verschanzung, wo man sie mit guten Musketensalven empfing, denn man hatte die Infanterie aus der Stadt in die Vorstadt ausrücken lassen, aber diese Leute schossen so schlecht, daß sie nur einen armen dänischen Unteroffizier verwundeten, und zwar durch den Schenkel, obgleich wir so nahe aneinander waren, daß man sich mit Steinen hätte werfen können.

Etwas später ließ man zum Rückzuge blasen und unsre Leute setzten sich auf Schußweite von der Verschanzung, die Leute der Stadt schossen nicht einen Kanonenschuß, die Schweden hatten deren nicht, und die Bürger willten sich nicht gegen das Reich erklären. Ja in der That ich glaube, wenn wir zu derselben Zeit unsre Dragoner hätten vorgehen und die Vorstadt kräftig angreifen lassen, hätten wir sie gewinnen und alle Truppen, welche sich hier befanden, ruiniren können, aber gewisse Leute, welche ich bestimmt kenne, waren nicht zufrieden, daß der Krieg in so wenig Tagen ende. (…)

Der große Kurfürst mit General Derfflinger (Illustration aus "Die Gartenlaube" 1871)

Der große Kurfürst mit General Derfflinger (Illustration aus "Die Gartenlaube" 1871)

Im Quartier angekommen, wurden wir durch den König von Dänemark bewirthet, für einen großen König war die Bewirthung nicht zu prächtig. Bevor man sich zur Tafel setzte ward Kriegsrath gehalten, was nun zu thun sei. Der König war voll guten Willens, aber seine Generale bemerkten, daß S. Maj. in diesem Feldzuge noch nichts gethan habe, und bevor er abginge noch etwas unternehmen müsse, damit man von ihm spräche, und deshalb fanden sie es angemessener Wismar zu belagern, um es noch in diesem Jahre zu nehmen; ich fand aber die Zeit schon zu weit vorgerückt, um eine Belagerung von solcher Bedeutung zu unternehmen. Nachdem das Diner eingenommen (wobei man ein Wenig trank), nahm jeder seinen Weg, der König gegen Damgart und wir nach unsrer Armee, indem wir zu Elmenhorst schlafen wollten. Ich hatte heut Abend zweimal Streit mit Herrn Derfflinger, kam aber noch gut genug heraus.«

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13. Oktober 1919

13. Oktober 1919

»In der Welt gehts amüsant genug zu. Das Abenteuer im Baltikum nimmt immer groteskere Formen an. Die Entente treibt eine sehr kluge Politik zugleich gegen die Deutschen und gegen die Bolschewiki. Nachdem sie gemerkt hat, daß die Lakaien der preußischen Junker, die Noske und Gelichter, ihren „Ostschutz“ als Sammelkessel konterrevolutionärer Kriegstruppen benutzten, forderten sie die Rückberufung des ganzen in Kurland und Lettland kämpfenden Heers. Herr v. d. Golz trieb aber Politik auf eigne Faust. Mit stillem Einverständnis der Regierung betrieb er die Unbotmäßigkeit der Truppen, und nun wo die Alliierten Ernst machen, haben sie die Zügel nicht mehr in der Hand. Der Führer der „Eisernen Division“, ein Major Bischoff hat sich mit seinen Truppen unter die russische Flagge gestellt und fühlt sich als York II. Die konterrevolutionären Truppen Rußlands unter Bermondt-Awaloff kämpfen nun im Bunde mit Deutschen gegen Bolschewisten einerseits und Letten andrerseits. Er ist im Begriff, Riga zu nehmen. Der Angriff gegen Riga aber hat die Entente veranlaßt, die ganze Ostsee zu blockieren. Zugleich „bittet“ sie Deutschland, die Grenzen gegen Sovjet-Rußland zu sperren, und die „Sozialisten“ in Berlin werden diesen Verrat gegen alle Revolution selbstverständlich ebenso gehorsam begehn, als wenn er von preußischen Generälen käme. Sie, die selbst blockiert sind, müssen zugleich ihre Hungerpeitschenschwinger mit der Hungerpeitsche gegen die Russen unterstützen. Nie ist ein Volk so entehrt gewesen wie das deutsche Volk jetzt, da es von „Sozialisten“ um die Revolution geprellt wird. Aber: je ärger es kommt, umso sicherer naht unsre Stunde. Möge sie uns bereit und stark finden!«

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12. Oktober 1720

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12. Oktober 1720

Elisabeth Charlotte von der Pfalz

»Ein junger edelman, so mein page geweßen undt Neühoff heist undt sich bey mir woll gehalten, deßwegen hatt ich ihn ahn Churbayern recomandiren laßen, der ihm auch eine gutte compagnie geben. Er hatt sich aber in Bayern auff daß spiellen gelegt; daß hatt ihm zum schlemen gemacht, ist excroq worden, hatt gelt gelendt und nicht wider geben, sagte zu 2 chevallier de Malte: "Ich habe noch einen oncle undt tante bey Madame; mein oncle ist monsieur Wendt undt meine tante die fraw von Rotzenhaussen; ich will Eüch brieff ahn sie geben, die werden Eüch gleich bezahlen"; gibt jedem ein zupitschirt paquet. Wie die cavallier herkamen undt sagten, sie kenten den Neühoff woll, were Madame page geweßen, aber er wer ihnen nicht verwandt; machen die brieffe auff, da war es nur weiß papir. Darauß sahen die armen malteysche ritter, daß sie betrogen, fragten mir raht, waß sie thun sollten. Ich sagte: "Der mensch ist nicht mehr in meinen dinsten, macht mitt ihm, waß Ihr wolt! Ich werde es mich gar nicht ahnnehmen; last ihn gefangen setzen, oder waß Ihr wolt!" Er kam nach Paris, sein schwager wolte ihm predigen, da wolte daß feine burschchen ihn ermorden. Alß er aber hörte, daß man ihn fischen wolte undt in ein gefangnuß setzen, ging er durch undt nach Englandt. Dort wurde eine dame verliebt von ihm. Er ist ein wol geschaffener mensch, auch nicht heßlich von gesicht, weiß auch braff zu plaudern. Dieße fraw hatt ihn geheüraht; so baldt alß sie geheüraht waren, hatt er ihr alles genohmen undt ist mitt fortgangen, wider nach Paris kommen; die fraw ist ihm gefolgt. Er hatt woll gedacht, daß dieß kein gutt thun würde, ist nach Spanien; da hatt er eine andere fraw genohmen. (…)

Theodor von Neuhoff, als Theodor I. erster und einziger frei gewählter König von Korsika (um 1740)

Theodor von Neuhoff, als Theodor I. erster und einziger frei gewählter König von Korsika (um 1740)

Er ist noch so frech undt schreibt mir einen großen brieff undt biedt mir seinen dinst ahn, kamme drauff nach Paris, schrieb mir wider, daß, weillen ich ihn nicht in dinsten nehmen wolte, so solte ich ihm nur erlauben, daß er, wie die andern edelleütte, so meine pagen geweßen, mir nur auffwartten dürfe. Ich ließ ihm aber über seinen stieffvatter sagen, ich wolte ihn nicht allein nicht sehen, sondern ließ ihm verbietten, mir sein leben nicht mehr vor dem gesicht zu kommen, daß, wen man bey mir wer erzogen worden undt hernach so ein ertzschelm würde, wie er were, sehe ich die schelmen mein leben nicht mehr.«

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11. Oktober 1807

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11. Oktober 1807

»Schlechte Nachrichten aus Berlin. Die Franzosen verkaufen die ganzen Bestände der Königlichen Porzellanfabrik; der General Soult ist insolenter und unverschämter als je. General Victor hat durchaus im Palais wohnen wollen; der Castellan hat Alles, was er konnte, ausgeräumt und weggepackt in der Hoffnung, ihn abzuschrecken, wenn die Zimmer leer und öde wären. Man sagt, vielleicht würde er in's Palais Radziwill ziehen.«

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10. Oktober 1870

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10. Oktober 1870

»Einleitung der Belagerung. Delbrück kommt, Bayern will auf die Bedingungen für Eintritt in den Norddeutschen Bund eingehen, nur Militär und Diplomatie vorbehalten. Die Minister sind unter sich uneinig und berufen sich auf widersprüchliche Aeußerungen des Königs, der sich mit Delbrück 1 1/2 Stunde über Gegenstände, die sich meist auf dessen Mission nicht bezogen, unterhielt, er studirt die Infallibilität. Bismarck ist sehr erbost auf Schneider, der tactlose und falsche Dinge in den Staatsanzeiger bringt. Herzog Friedrich geht zu v. d. Tann, glaubt, es werde zu Nichts kommen, und findet in Versailles die Nachricht von Artenay. Bismarck erzählt mir, daß Chambord und Ollivier an Se. Majestät geschrieben, ersterer würde dem Rufe seines Volkes Folge leisten, aber keine Landabtretungen zugeben. Ollivier gesteht, zum Kriege gerathen zu haben, warnt aber Abtretungen zu verlangen. Der Eine vermag Nichts, der Andere hat Alles verschuldet, und Beide wagen dem Sieger Rathschläge zu geben! St. Cloud in Flammen. Burnside kommt wieder aus Paris, deputirt von der Regierung, die ohne jeden vernünftigen Gedanken handelt, auf keine Bemerkung hört und ohne Plan den Krieg fortsetzt, um sich im Amt zu erhalten. Bazaine will seinen Stabschef zu Unterhandlungen militärisch-politischer Art senden, Bismarck will ihn hören, Roon und Moltke nicht, uneinig unter einander, werfen sie sich vor, keine Mittheilungen zu erhalten, Friedrich Karl ist dagegen, weil er fürchtet, die Capitulation könne in Versailles abgeschlossen werden. Der König von Württemberg will direct mit uns unterhandeln, um nicht in Bayern's Schlepptau zu erscheinen. Bismarck faßt die Kaiserfrage in's Auge, sagt mir, er habe 1866 gefehlt, sie gleichgiltig behandelt zu haben, er habe nicht geglaubt, daß das Verlangen im deutschen Volke nach der Kaiserkrone so mächtig sei, als es sich jetzt herausstelle, und besorgt nur Entfaltung großen Hofglanzes, worüber ich ihn beruhige. Der Herzog von Coburg will Wahl durch die Fürsten, die an die Stelle der Kurfürsten treten.«

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09. Oktober 1828

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09. Oktober 1828

Hermann von Pückler-Muskau

»Cashel, spät Abends. Der kommunikative Fremde setzte die Reise mit mir bis Cashel fort. Das Wetter war leidlich, d.h. es regnete nicht - und das war in diesem nassen Lande hinlänglich, den guten Freund neben mit einmal über das andere auszurufen zu machen: What a delightful day! what lovely weather! Ich zog vor, einen Theil des Wegs zu Fuß zu gehen, wobei ein großer, achtzehnjähriger, comme de raison zerlumpter, Bursche, mir zum Führer diente. Er ging sehr beschwerlich, in einer Art Pantoffeln, und schien an den Füßen verwundet, als ich ihn aber deßhalb befragte, antwortete er: "O nein, ich habe blos Schuhe angezogen, weil ich Militair werden will, und ich mich daher sachte daran gewöhnen muß, Schuhe zu tragen. Es geht sich aber so verzweifelt schlecht in den Dingern, daß ich gar nicht fortkommen kann!"

Daniel O'Connell (1847)

Daniel O'Connell (1847)

Nach meiner Art, die keine Auskunft verschmäht, oft aber, selbst in der Unterschätzung mit dem Gemeinsten, einige brauchbare Aehren aufliest, erkundigte ich mich bei meinem Führer nach dem jetzigen Zustande der Provinz. "Ja," sagte er, "hier ist es noch ruhig, aber in Tipperary, wo wir jetzt bald hinkommen werden, besonders weiter hin nach Norden, da wissen sie den Orangemen wohl die Spitze zu bieten. Dort haben uns O'Connel und die Association ordentlich wie Truppen organisirt. Ich gehöre auch dazu, und habe auch zu Hause meine Uniform. Wenn Ihr mich so sähet, würdet Ihr mich kaum wieder kennen; vor drei Wochen waren wir alle dort, über 40.000 Mann zusammen, um Revue über uns halten zu lassen. Wir hatten alle grüne Jacken an, die sich jeder anschaffen muß, so gut er kann, und mit der Inschrift auf dem Arm: "King George and O'Connel." Unsre Offiziere haben wir selbst gewählt; die exerziren uns, und wir können schon marschieren und schwenken wie die Rothröcke. Waffen hatten wir freilich nicht, aber (…) die würden sich auch wohl finden - wenn O'Connel nur wollte. Fahnen hatten wir, und wer sie verließ, oder sich betrank, den warfen wir ins Wasser, bis er wieder nüchtern wurde. So was ist aber selten vorgekommen. Man nennt uns nur O'Connels Miliz"«

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08. Oktober 1622

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08. Oktober 1622

Christian II. von Anhalt-Bernburg

»Nach Weymar geZogen, alda ich meinen Vetter, hertzog Albrecht allein gefunden, Unterwegs ist mein bestes Pferd, der Plötzkauer genant, plötzlich umbgefallen. Zeitung vernommen, dz es im land Zu Francken sehr unsicher, und Manheimb sey von den Bayrischen eingenommen.«

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07. Oktober 1815

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07. Oktober 1815

Wilhelm von Humboldt

»Ich habe Dir neulich von dem Auftrag geschrieben, den ich für Frankfurt habe, und Du wirst gesehen haben, daß ich ihn gerne übernehme. Ich habe wirklich eine ordentlich Sehnsucht nach Deutschland zurück, die aber im Grunde nichts ist, als eine Sehnsucht, Dir nahe zu sein. (…)

Georg von Mecklenburg-Strelitz (1779-1860)

Georg von Mecklenburg-Strelitz (1779-1860)

Bei Deutschland fällt mir ein Streit ein, den der König neulich bei Tisch mit dem Erbprinzen von Mecklenburg über die deutsche Kaiserwürde gehabt hat, und der von Adelheid angefangen hat. Alexander war dabei, ich nicht. Der Erbprinz, von dem man nicht leugnen kann, daß er immer sehr freundschaftlich, treu und liebenswürdig ist, hat angefangen, von unsern Kindern zu sprechen. Zuerst von Carolinens Krankheit; der König hat gesagt, daß dies die Ursache sein, wie er höre, daß Du nicht den Winter herkämst. Dann hat er von Adelheids Schönheit gesprochen, wo ihm der König beigestimmt ist, und von Gabrielen. Alexander hat gesagt, daß bei auch bewiesen hätten, daß man nicht in Deutschland von klein an zu sein brauche, um sehr gut Deutsch zu sprechen, denn beide spächen jetzt ausgezeichnet gut. Der König hat geantwortet mit einem Lächeln: "Das glaube ich, ein so deutscher Mann wie Hedemann würde keine Frau genommen haben, die nicht gut Deutsch redet." Einen Augenblick darauf aber hat er sich wieder zu Alexander gewendet und hat gesagt: "Wenn ich Hedemann einen deutschen Mann nenne, so meine ich das im recht guten Sinn und nicht, wie es jetzt so viele gibt." Hier ist nun der gute Erbprinz mit einem Stoßseufzer: "Ach! Wenn es nur recht viele gäbe!" eingefallen. Darauf ist der König in seine alten Sätze verfallen: Deutschland im ganzen sie nichts, es wären wohl Österreicher, Preußen, Bayern, nirgends aber Deutsche, im kleinsten Teil der österreichischen Staaten rede man Deutsch, in einem bedeutenden der preußischen andere Sprachen. Der Erbprinz ist aber immer dabei geblieben: Deutschland müsse eins sein, es müsse jetzt einen Kaiser haben, und der müsse der König selbst sein, und in Wien sei der Augenblick dazu dagewesen, und er habe sich schon gefreut, (und dabei hat er das Glas genommen) auf die Gesundheit eines protestantischen Kaisers trinken zu können. Vor allen Leuten war dies etwas stark.«

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